Der prächtige Eisvogel (Alcedo atthis), Wappentier des Nationalpark Donau-Auen, stellt hohe Ansprüche an den Lebensraum. Das bedingt sein heute leider nur mehr seltenes Vorkommen. Die Population im Nationalpark Donau-Auen zählt zu den wichtigsten in Österreich.
Der Eisvogel, auch als Königsfischer bekannt, zählt zu den schillerndsten Erscheinungen der heimischen Vogelfauna. Die Oberseite schimmert je nach Lichteinfall metallisch azurblau bis smaragdgrün, der Rückenstreifen ist leuchtend türkisblau. Unterseite und Wangen sind kräftig orange gefärbt, Kehle und Halsseiten weiß. Er ist klein und gedrungen, verfügt aber über einen sehr langen, dolchartigen Schnabel.
Als Bewohner von Flusslandschaften ist der Eisvogel an eine natürliche Hochwasserdynamik bestens angepasst. So ist er zur Anlage seiner Brutröhren auf die laufende Entstehung von lehmigen steilen Uferanrissen angewiesen - diese können sich nur an regelmäßig durchströmten Seitenarmen ausbilden. Andererseits benötigt der Jäger, der Kleinfische stoßtauchend erbeutet, beruhigte Gewässerzonen mit angeschwemmtem Totholz und Wasserpflanzen, wo sich Klein- und Jungfische besonders gerne aufhalten und gute Sichtbedingungen herrschen. Solche vernetzte Landschaftsmosaiktypen sind heute durch Flussregulierungen und Stauhaltung selten geworden.
Wo finden wir heute noch Eisvögel? An vielen Gewässern ist er fallweise als Gast zu beobachten, aber stabile Brutvorkommen gibt es nur mehr wenige. Der Nationalpark Donau-Auen zu seinen wichtigsten Refugien. Denn durch Seitenarmrenaturierungen und Uferrückbauprojekte bietet dieses Gebiet ausreichend dynamische Flussbereiche für den Königsfischer, um zur Brut zu schreiten. Zugleich gibt es hier genügend Flach- und Stillwasserzonen, um Nahrung zu sichern.
Dennoch sind die Eisvogelbestände stets großen natürlichen Schwankungen unterworfen: Zwar kann der Überlebenskünstler in guten Jahren drei, ja sogar vier Bruten mit meist 6-7 Jungen aufziehen. Strenge Winter jedoch, welche seine Jagdgewässer zufrieren lassen, fordern den hohen Tribut von bis zu 80% der Individuen. Seine einzige Chance ist dann, draußen am Donaustrom zu jagen, der in der freien Fließstrecke im Nationalpark nicht zufriert. Die Regeneration der Bestände dauert nach solchen Einbrüchen oft mehrere Jahre. In der aktuellen Saison gab es bislang nur geringe Phasen von starkem Frost und Eiseskälte – ein guter Eisvogelwinter also.
Erika Dorn
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