Historische Karte der verzweigten Donaulandschaft

Der Weg zum Nationalpark

Bis ins 19. Jahrhundert war die Donau ein ungezähmter Fluss. Dann veränderte der Mensch durch umfangreiche Regulierungen und Begradigung drastisch den Naturhaushalt dieser Flusslandschaft, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten und die Verhältnisse für die Schifffahrt zu verbessern. Viele Nebenarme wurden abgedämmt und sind seither nur mehr bei Hochwässern von der Donau durchströmt. Der Marchfeldschutzdamm schnitt weite Teile der Auen vom Einfluss der Donau ab.


Weitere massive Eingriffe folgten durch die intensive forstwirtschaftliche Nutzung in weiten Teilen der Auwälder. In den 1950er Jahren begann der Ausbau einer nahezu lückenlosen Kette von Flusskraftwerken im österreichischen Teil der Donau. Dies wirkte sich auf die Ökologie des gesamten Flusssystems aus. Ein letzter verbleibender freier Fließabschnitt bestand neben der Wachau noch an der Donau östlich von Wien.

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Erste Schutzüberlegungen und Schutzbestimmungen

• ab 1973 erste Planungen für einen Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen

• 1978 Erklärung der Lobau zum Naturschutzgebiet (ab 1977 Untere Lobau auch Biosphärenreservat der UNESCO, aktuell jedoch nicht mehr gültig)

• 1982 Erklärung der Donau-March-Thaya-Auen in Niederösterreich zum Landschaftsschutzgebiet

• 1983 Einstufung der Donau-March-Thaya-Auen und der Unteren Lobau als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung (nach der Ramsar-Konvention)

1984 drohte mit dem geplanten Bau des Kraftwerkes Hainburg die Zerstörung dieses letzten längeren frei fließenden Donauabschnitts mit seinen Auwäldern. Aufrufe aller Natur- und Umweltschutzvereinigungen bewirkten landesweite Proteste. Als die Betreiber des Kraftwerksprojektes den Bau beginnen wollten, kam es zu einer gewaltlosen Besetzung der Auwälder bei Stopfenreuth durch tausende Menschen aller Alters- und Berufsgruppen ("Hainburger Aubesetzung"). Nach mehreren erfolglosen Räumversuchen durch Polizeieinheiten im Dezember 1984 wurde von der Bundesregierung eine Nachdenkpause verordnet.

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Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen wurden angestellt und überraschende Entdeckungen gemacht. So konnten in der Donau weit mehr Fischarten festgestellt werden als zum Zeitpunkt der Kraftwerksplanungen bekannt war. Das wichtigste Ergebnis dieser Studien war, dass die Donau-Auen in und östlich von Wien nationalparkwürdig sind. Es wurde auch festgestellt, dass ein Kraftwerk mit einem Nationalpark nicht vereinbar ist.

1989/90 erfolgte die Sicherung eines 411 Hektar großen Gebietes der Regelsbrunner Au durch die WWF-Aktion "Natur freikaufen". 1990 wurde ein Vertrag zwischen der Republik Österreich und den Ländern Niederösterreich und Wien zur Vorbereitung eines Nationalparks aufgesetzt. 1991 bis 1995 erfolgte die Nationalparkplanung durch die Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal.


Am 27. Oktober 1996 wurde schließlich zwischen der Republik Österreich und den Bundesländern Wien und Niederösterreich ein Staatsvertrag zur Errichtung und Erhaltung eines Nationalpark Donau-Auen gemäß Art. 15a B-VG von Umweltminister Martin Bartenstein, Bürgermeister Michael Häupl und Landeshauptmann Erwin Pröll unterzeichnet. Der Nationalpark Donau-Auen war damit offiziell gegründet.

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Was tut sich seitdem in Wald und Flur? Die Forstwirtschaft ist seit Langem eingestellt, die Strukturvielfalt und Artenzusammensetzung im Auwald sowie der Anteil an Totholz zeigen eine Entwicklung zurück zur Wildnis. Davon profitieren unter anderem viele seltene Käferarten, Spechte, Eulen und Fledermäuse, welche alternde Bäume besiedeln, sowie über 1.000 Pilzarten. Einige Auwiesen, die das Landschaftsbild und die Biodiversität im Nationalpark bereichern, werden weiter schonend bewirtschaftet, die „Heißländen“ - einzigartige Trockenrasenstandorte - aktiv gepflegt, um sie zu erhalten.

Im Gebiet entstanden beruhigte Bereiche, die viele sensible Arten als Lebensraum annehmen - wie der Seeadler, der in Österreich lange Zeit nicht gebrütet hatte. Nun ist der Nationalpark mit bis zu sechs Brutpaaren des majestätischen Greifs ein Hotspot des heimischen Brutbestandes. Einige seltene und charakteristische Arten der Flusslandschaft werden besonders gefördert, wie die Europäische Sumpfschildkröte. Sie bildet hier die letzte fortpflanzungsfähige, autochthone Population Österreichs. Auch viele botanische Besonderheiten finden sich bis heute in den Donau-Auen östlich von Wien, wie Schwarzpappel, Krebsschere und echte Wilde Weinrebe.

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Große Erfolge wurden im ökologischen Flussbau in Kooperation mit viadonau erzielt. Durch Regulierung abgetrennte Altarme wurden wieder an die Donau angebunden, hart befestigte Uferabschnitte natürlich gestaltet. Dadurch wird der Charakter einer dynamischen Aulandschaft nicht nur erhalten, sondern auch wieder verbessert. Hochwässer dringen vermehrt ins Gebiet vor und gestalten dieses laufend um. Dadurch entstehen jene Lebensräume, die einer Vielzahl gefährdeter Arten nützen, wie weite, unbewachsene Schotterflächen und steile Uferanrisse.

Einem ersten Gewässervernetzungsprojekt in Haslau-Regelsbrunn, initiiert von WWF und Nationalparkplanung, folgten weitere in Orth/Donau und Schönau. Gegenüber von Hainburg wurde auf fast 3 km Länge die Verbauung abgetragen – schon kurz danach hat sich die Donau diese Flächen zurückgeholt und ein strukturreiches, natürliches Ufer gestaltet. Diese innovativen Projekte riefen rasch europaweit Interesse hervor. In Folge wurden weitere Uferbereiche im Nationalpark rückgebaut und der Hainburger Johlerarm wieder mit dem Fluss verbunden. Ein weiteres Projekt hat die Renaturierung des Spittelauer Arms in der Stopfenreuther Au ermöglicht, der nun über weite Teile des Jahres durchströmt wird. Die nächsten Vorhaben sind bereits in Planung.

Die internationale Kooperation und der Erfahrungsaustausch mit Partnerschutzgebieten ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Nationalparkarbeit. Das Netzwerk DANUBEPARKS, gegründet auf Initiative des Nationalpark Donau-Auen, umfasst Schutzgebiete von Bayern bis ins Donaudelta und setzt laufend gemeinsame Projekte in Natur- und Artenschutz sowie Ökotourismus um. Der Alpen Karpaten Fluss Korridor als erfolgreich umgesetztes Projekt in der Centrope Region Wien-Bratislava ermöglichte ökologische Verbesserungen an mehreren Donauzubringern wie Fischa, Schwechat und weiteren Flüssen in der benachbarten Slowakei unter intensiver Einbindung der örtlichen Bevölkerung.

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Geschätzte 2 Mio. Menschen besuchen jährlich den Nationalpark Donau-Auen als attraktives Naherholungsgebiet. Viele von ihnen kommen zum Spaziergehen, Wandern und Radfahren. Doch auch das Interesse an Umweltbildungsangeboten ist groß. Das schlossORTH Nationalpark-Zentrum inkl. Auerlebnisgelände Schlossinsel ist die erste Anlaufstelle für Besucherinnen und Besucher, Informationseinrichtung und Ausflugsziel.

Beliebt bei großen und kleinen Gästen sind auch geführte Exkursionen in Begleitung von Nationalpark-Rangerinnen und -Rangern. Bootstouren im Kanu oder Schlauchboot, Familienfeste, Workshops und mehrtägige Camps für Schulklassen wie auch Familien bieten weitere interessante Möglichkeiten, die Naturschätze im Nationalpark Donau-Auen zu entdecken.

Seit der Nationalparkgründung 1996 wurde dieses Schutzgebiet in enger Zusammenarbeit mit vielen Organisationen, Institutionen und regionalen Partnern bewahrt und ökologisch verbessert. Die erreichten Erfolge für diesen kostbaren, einzigartigen Naturraum, seine Fauna und Flora sind unser Ansporn, den gemeinsamen Weg fortzusetzen und gemäß unserem Motto ‚Freier Fluss. Wilder Wald.‘ den Nationalpark Donau-Auen weiter zu entwickeln.

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