Während für Gäste in den Monaten Dezember bis März die Schlossinsel geschlossen ist, laufen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Vorbereitungen auf Hochtouren. Da für die Saison 2024 besonders viele Neuigkeiten auf der Schlossinsel geplant waren, durften gleich zwei Praktikantinnen mithelfen. Bereits seit Dezember arbeitete Sarah bis Ende März im Nationalpark Donau-Auen. Anna begann Mitte Jänner ihr Praktikum und bleibt dem Nationalpark noch bis Mitte April erhalten. Gemeinsam unterstützten sie in den vier Monaten ihre Kollegenschaft bei den unterschiedlichsten Aufgaben. Wir nehmen euch mit auf eine kurze Reise in die Aufgaben einer Praktikantin auf der Schlossinsel im schlossORTH Nationalpark-Zentrum. Viel Spaß!
Stationen und Neuheiten
Zwergschafe und Ziesel
Die entzückenden Zwergschafe Aurelia, Susi, Coco und der Bock Jimmy bringen gleich beim Betreten der Schlossinsel einen freundlichen ersten Eindruck. Zur Pflege dieser vier Schlossinselbewohner gehört das Wechseln vom Stroh für den Unterschlupf, das Ausstatten der Futterinsel mit Heu und das tägliche Füttern mit Kraftfutter. Die Mitbewohner der Schafe, die Ziesel, werden erst im Frühjahr wieder aktiv - ab dann gehört auch die Fütterung der Ziesel mit dazu. Saisonales Obst und Sonnenblumenkerne eignen sich dafür – allerdings außer Reichweite der Schafe und unserer Dohlen der Schlossinsel, die gerne auch anderen das Futter klauen. Für die Ziesel ist die Wohngemeinschaft mit den Schafen perfekt, da sie nicht zu hohes Gras bevorzugen, über das sie noch hinwegsehen können, wenn sie auf ihren Hinterbeinen stehen, um nach Gefahr Ausschau zu halten.
Vögel
Dohlen sind zweifelsfrei eine markante Lärmquelle der Schlossinsel, da sie die befestigen Nistkästen für sich beansprucht haben und deshalb hier Dauergäste sind. Im Frühjahr beobachtet man die Streitereien zwischen den einzelnen Pärchen, die sich bilden. Aber die Dohlen sind bei weitem nicht die einzigen Vögel, die man auf der Schlossinsel zu Gesicht bekommt. Im Laufe des Frühlings nimmt das Zwitschern, Singen und teilweise Kreischen stetig zu. Bei genauerem Hinsehen tauchen auch die Besitzer der vielseitigen Stimmen auf. Amseln, Meisen, Nachtigallen, Stelzen, Kernbeißer, Eichelhäher, Reiher, natürlich der Storch, Spechte und viele weitere Vogelarten finden sich auf der Schlossinsel ein.
Strohnest
Weil Kinder zur Zielgruppe der Schlossinsel gehören, soll diese auch entsprechend ansprechend sein. Gleich gegenüber der Schafe gibt es einen kleinen Sandspielplatz mit einem großen Strohnest, das gerne genutzt wird. Auch dahinter steckt einiges an Arbeit, da annähernd 70 Strohballen für das Nest nicht nur besorgt, sondern auch entsprechend geschlichtet werden müssen. Da das geflochtene Nest aus Weiden besteht, mussten auch diese wieder teilerneuert und somit frische Zweige eingeflochten werden.
Lehmteiche
Zu den vielzähligen Neuerungen gehören die zwei neu gestalteten Lehmteiche auf der Wiese. Eine externe Firma erledigte die Grabarbeiten und das Einarbeiten des Lehmsands. Bepflanzt werden diese zunächst nicht, weil sich Wasser- und Uferpflanzen für gewöhnlich schnell selbst etablieren. Anlässlich dieser Neugestaltung haben die Praktikantinnen eine Anleitung für einen Lehmteich im eigenen Garten verfasst.
Sumpfschildkröte
Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige heimische Schildkrötenart, die in ihrem natürlichen Habitat leider von den anthropogen eingebrachten Gelb- und Rotwangenschildkröten bedrängt wird. In stillen Gewässern, wie beispielsweise Altarmen der Augewässer, halten diese Reptilien sich gerne auf, sind aber in Europa stark bedroht. Auf der Schlossinsel bekommt man unsere Sumpfschildkröten oft zu sehen, da sich die Individuen in ihrem Gehege gerne auf den Baumstämmen sonnen und von Gärtner Roland wöchentlich mit Fisch gefüttert werden. Auch die Teiche im Schildkrötengehege müssen selbstverständlich von angesammelten Blättern und überschüssigem Schlamm befreit werden. Um die Tiere dabei aber möglichst wenig zu stören, wird damit bis März gewartet. Mit einer Schulgruppe gemeinsam wurden nach der diesjährigen Teichreinigung die Schildkröten gleich gezählt, gewogen und abgemessen. Schildkröten, die in unserem Mühldumpf und Mühlgraben leben, haben dieses Jahr während den winterlichen Bauarbeiten zu ihrem eigenen Schutz in Schönbrunn verbracht. Auch hier hat eine Schulklasse mitgeholfen, die Tiere im März wieder freizulassen.
Biberstation
Den Biber bekommt man nicht immer in persona zu Gesicht, aber er hinterlässt seine Spuren deutlich an Bäumen und Ästen. Auch die durch das Nagen entstehenden Chips findet man gelegentlich in der Au. Einige dieser Spuren wurden durch die Praktikantinnen zur Veranschaulichung auf die Schlossinsel gebracht. Dank der Kooperation mit der HBLFA Gartenbauschule Schönbrunn schmückt heuer auch eine Biberfigur aus wiederverwendeten Weidenästen die Biberstation.
Schwarzpappel
Im Hochwasserfall kann es vorkommen, dass auch die stärksten Bäume fallen. So erging es einer mächtigen Schwarzpappel, die bei einem Hochwasser 2020 umgefallen ist. Aber vergessen wird sie nicht schnell, da Scheiben ihres breiten Stammes auch die Schlossinsel als Tische, Sitzgelegenheit und Bestandteil einer Hecke schmücken. Im Frühling 2024 halfen Ronald und die Praktikantinnen dabei, die Baumscheiben sowohl zu einem neuen Tisch für das Springfroschaquarium zu verarbeiten, als auch zu einem „Thron“ mitten auf der Schlossinsel umzugestalten. Ein weiterer Pappel-Querschnitt wurde beim Mühldumpf aufrecht platziert, um die Jahresringe zu zeigen.
Spurenstation
Unscheinbar wirkt der Aufwand hinter den einzelnen Tierspuren der Spurenstation, aber dafür wird mehr Zeit aufgewendet als gedacht. In den umfunktionierten Gewürzdosen findet man Bissspuren, Losungen, Käfer, Exuvien und weitere Überreste verschiedener Tierarten. Diese werden mit eigens angefertigter Beschilderung und Schaumstoff ausgestattet und die Spuren in Detailarbeit befestigt. Das Federkleid von Vögeln wird in Bilderrahmen vorsichtig präpariert. Ebenfalls inkludiert ist die Wiederanbringung der Trittsiegel, mit denen Gäste und deren Kinder im Sand die Fußabdrücke verschiedener einheimischer Tierarten abbilden können.
Spielplatz
Der Naturspielplatz mit dem Thema „Osterluzeifalter“ bekam diese Saison einen neuen Anstrich. Die alte Farbe musste entfernt, das Holz mehrmals geschliffen und bemalt werden, um wieder einen lebendigen Look zu verleihen zu können. Die Osterluzei ist eine botanische Besonderheit in den Tieflagen Österreichs, denn ansonsten kommt sie eher im mediterranen Raum vor. Die markant orange-schwarz gefärbte Raupe des Osterluzeifalters ernährt sich, wie der Name vermuten lässt, ausschließlich von dieser Pflanze. Die Raupen nehmen den Giftstoff Aristolochiasäure auf, wo er bis zum adulten Stadium auch erhalten bleibt. Die beiden Praktikantinnen haben versucht, der Raupe mit ihrer vielfältigen Färbung beim Insektenerlebnisweg gerecht zu werden. Kommt und seht selbst!
Ein neuer Trampelpfad zum neuen Mühldumpf
Eine weitere Neuerung findet man in Richtung Mühldumpf nach der Brücke. Ein neuer Trampelpfad entsteht durch das Dickicht. Dieser führt zu der zukünftigen Beobachtungsplattform. Für diese wurden auch schon Grabungsarbeiten erledigt, jedoch steht das Projekt noch im Laufe der Saison 2024 bevor. Die Aufgabe von Gärtner Roland und Praktikantin Anna war es, diesen Trampelpfad freizuschneiden. Da während diverser Vorbereitungsarbeiten einige Erdarbeiten durchgeführt werden mussten, wurden große Teile der Schlossinsel wieder neu bepflanzt. Der anfängliche Regen war für das Wachstum sehr förderlich.
Schlossteich
Auch langwierige und anstrengende Tätigkeiten gehören zu den unterschiedlichen Aufgaben der Praktikantinnen. Die Reinigung der Teiche im Schlangengehege und im Schildkrötengehege bis hin zum großen Schlossteich müssen ebenso erledigt werden. Besonders der Schlossteich, der mit seiner Unterwasserstation eine beliebte Attraktion ist, nimmt dabei viel Zeit in Anspruch. Drei bis vier Wochen lang muss der Teich vor der Eröffnung regelmäßig gekeschert und schließlich auch Schlamm gesaugt werden, der sich über das Jahr angesammelt. Dazu braucht es nicht nur jede Unterstützung der Gärtner und Praktikantinnen, sondern auch jene von Berufstauchern, die den Schlamm aus der Mitte des Teichs entfernen können. Auch die Pulte, Scheiben und das Aquarium der Unterwasserstation haben regelmäßigen Reinigungsbedarf.
Totholzstation
Auf den ersten Blick wirkt Totholz uninteressant, jedoch verbirgt sich in den toten Ästen und Stämmen oft mehr Leben, als viele denken. Moose, Flechten, zahlreiche Larven und Käfer sowie Pilzen hausen im abgestorbenen Material. Dazu zählen auch wichtige Zersetzer, die für das Ökosystem unerlässlich sind. Die Totholzstation soll genau das veranschaulichen, daher sind einige Spuren von verschiedenen Holzbewohnern sowie unterschiedliche, heimische Pilzarten ausgestellt. Die Erneuerung und Beschilderung der Totholzstation ist eine Aufgabe, die jedes Jahr anfällt. Ein neues Ausstellungsstück von Praktikantin Sarah zeigt die Auswirkung des Eschentriebsterbens.
Kadaverstation
Im Winter 2023 holte Praktikantin Sarah einen Biberkadaver vom FIWI in Wien, der nun als lehrreiche Demonstration der Verwesungsstadien dienen soll. Am Zugang zur Kadaverstation wurden die gern benutzten Bilderbücher über die Verwesungsstadien und daran beteiligten Insekten wieder befestigt. Als zusätzliches optisches Material erhält die Kadaverstation im Sommer 2024 eine eigene Info-Stele, deren Text Praktikantin Anna verfasst hat.
Schlangenteich
Ähnlich dem Sumpfschildkrötengehege war auch der Teich im Schlangengehege bereits im Februar 2024 mit der Auflichtung und Reinigung an der Reihe. Gemeinsam mit Gärtner Roland verbrachten beide Praktikantinnen einen Vormittag mit Schlamm und überschüssigem Schilf entfernen und einem Wasserwechsel.
Schulkooperation
Anlässlich der bewährten Kooperation mit der Gartenbauschule Schönbrunn, die wieder für einen Arbeitstag anrückte, konnten die Benjeshecke beim Mühldumpf und der Weidentunnel beim Komposthaufen erneuert werden. In Richtung Naturspielplatz entstand außerdem ein neuer lebender Weidenzaun, der weiterhin regelmäßig bewässert werden muss, um anzuwachsen. Natürlich benötigt man für solche kreativen Projekte auch entsprechend Material. Mithilfe von Ronald wurden über das Frühjahr verteilt Weidenzweige, Haselzweige, Waldrebe, Schilf und Totholz herbeigeschafft.
Resümee
Das Praktikum bietet ohne Zweifel allen Interessierten einen phänomenalen Einblick in die unterschiedlichen Aufgabenbereiche und Schwerpunkte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Schlossinsel und im Nationalpark Donau-Auen. Die Praktikantinnen und Praktikanten dürfen und sollen nicht nur überall mitanpacken, sondern sie erhalten auch regelmäßig die Möglichkeit, auf Exkursionen in die Auen mitzufahren. Das Praktikum ist allen zu empfehlen, die in den Bereichen Naturschutz, Ökologie, Biodiversitätsmanagement, Wildtierbiologie, Zoologie und ähnlichen biologischen Feldern tätig werden wollen. Eigeninitiative ist ein bedeutender Bestandteil der Tätigkeiten, denn so kann auch an eigenen Projekten gearbeitet und geforscht werden. Eigene Interessensschwerpunkte können gezielt ausgenutzt und erweitert werden und dienen als stabile Basis für den weiteren biologischen Weg.
Wir wünschen allen zukünftigen Praktikantinnen und Praktikanten viel Spaß und hoffen, dass der Bericht euch einen guten Einblick in unsere Tätigkeiten gegeben hat!
Liebe Grüße
Anna Geisler und Sarah Erich