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05.08. 2024

Wilde Woche im Gesäuse - Ein unvergessliches Junior Ranger Camp

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Das Gesäuse, schroffer Fels gepaart mit saftig grünen Almen, frischer Bergluft und tosendem Wasser, war die Kulisse für unser besonderes Junior Ranger Camp 2024. Sechs Tage lang tauchten wir ein in eine Welt voller Abenteuer, Herausforderungen und unvergesslicher Momente. Am Ende hat das Gesäuse uns alle noch näher zusammengebracht.

Tag 1: Die Reise beginnt

Mit kribbelndem Bauch machten wir uns auf den Weg ins Gesäuse. Die Zugfahrt von Wien nach Gstatterboden war erfüllt von Vorfreude und regen Gesprächen über die bevorstehenden Abenteuer. Rangerkollegin Franziska empfing uns bereits freudig am Bahnhof. Von hieraus war es nur noch ein Katzensprung zu unserer Hauptbasis.

Vollgepackt am Campingplatz angekommen, bezogen wir unsere Lager und sprachen über die Pläne der kommenden Tage.

Die Ruhe der Nacht brach schnell über uns herein, bis nur noch das Rauschen der Enns zu hören war. Wir genossen die erste kühle Nacht in den Bergen, fernab von den uns so vertrauten Gelsen.

Tag 2: Im Herzen der Wildnis

Der zweite Tag begann mit einer besonderen Wanderung, die uns tief in das Herz des Gesäuses führte. Unser Rangerkollege Herbert erklärte ausführlich, was uns die kommenden zwei Tage beim sogenannten Waldläufercamp erwarten wird.

Wir teilten uns in mehrere Gruppen, um den Weg selbständig zum Campgelände zu finden. Ab jetzt hieß es, sich aufeinander zu verlassen und nur mithilfe einer Karte nach oben zu gelangen. Es begann ein zeitloser Abschnitt unseres gemeinsamen Abenteuers. Denn ab hier waren Handys und Uhren für uns alle tabu.

Während das für einige eine willkommene Auszeit war, bemerkten manche von uns ein aufkommendes Gefühl von Stress. Aber nicht wegen der Handys an sich, sondern aufgrund der Tatsache, nicht zu wissen wie spät es tatsächlich war.

Uhrzeit ist ja ein konstanter Orientierungspunkt in unserem Alltag. Dem für zwei Tage zu entfliehen kann daher schon mit Anstrengung verbunden sein.

Die andauernde Bewölkung inmitten der Berglandschaft erschwerte es, nur anhand des eigenen Körpergefühls die Zeit einzuschätzen.

Mit jedem Schritt näherten wir uns unserem Ziel und die Spannung stieg. Wie würde das Waldläufercamp wohl aussehen? Wie lange brauchen wir noch?

Oben im Waldläufercamp angekommen, fanden wir einen wunderschönen Lagerplatz vor. Eingerahmt von Bäumen, Almwiesen und Kühen.

Nun bekamen alle die Aufgabe, sich eine geeignete Stelle für ein persönliches Lager im Freien zu suchen. Ausgerüstet mit stabiler Schnur und Planen bauten wir uns unseren Schlafplatz unter den Sternen.

Doch dann überraschte uns ein starker Regenguss, der Teile des Camps mit Wasser flutete. Einige von uns wurden dabei triefend nass und das von uns entzündete Lagerfeuerchen war Geschichte. Glücklicherweise hatte Herbert bereits den Ofen vorgeheizt und mit dem Kochen des Erdäpfelgulaschs begonnen. In den sogenannten Tucks (Holzfällerhütten) fanden wir Zuflucht, hier konnten wir uns aufwärmen und trocknen. Nach dem Regenschauer gelang es uns, noch ein großes Feuer zu machen, das sogar dem nächsten Schauer standhielt.

Rund ums Lagerfeuer aßen, lachten und plauderten wir noch lange, ehe sich jede/r zur gewählten Schlafstelle zurückzog. Denn Zeit spielte im Waldläufercamp eine Nebenrolle.

Tag 3: Gipfelstürmer und Panoramablick

Die Nacht hier oben war überwältigend, unterbrochen nur vom Rauschen des Windes und den Glocken der umherwandernden Kühe.

Am Morgen wurde fast jeder von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Noch einmal umdrehen und weiterschlafen hieß es für uns alle, damit wir für die anschließende Wanderung gut ausgeschlafen sind.

Die, die nicht mehr schlafen konnten, bereiteten einstweilen die Feuerstelle vor. Zum Frühstück gab es noch ein besonders Highlight: Frischen Tee mit eigens gesammelten Almkräutern. Ich glaube so viel Tee wurde noch bei keinem Junior Ranger Camp getrunken.

Anschließend führte unser Weg hinauf zur Ennstalerhütte. Wir wanderten einen schmalen, naturbelassenen und wilden Pfad entlang.

Der Aufstieg war anstrengend und manche stießen an ihre persönliche Grenze, aber die Mühe wurde mit einer atemberaubenden Aussicht und einer kräftigen Suppe auf der Ennstalerhütte belohnt. Von hier oben konnten wir die Weite des Gesäuses überblicken. Die frische Bergluft und die Sonne auf der Haut machten diese Erfahrung zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle. Wir genossen noch eine Weile den Panoramablick, bevor wir uns an den Abstieg wagten und das Waldläufercamp hinter uns ließen.

Zurück am Campingplatz und durch die Handys wieder an die digitale Welt angekoppelt, wirkten die Erlebnisse der beiden vergangenen Tage nach. Die Welt hatte sich weitergedreht, auch ohne Uhrzeit und Smartphone.

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Tag 4: Naturschutz mit Herz und Hand

Heute war Tag der Taten im Weidendom. Beim Renovieren des Insektenhotels lernten wir viele praktische Tipps kennen, um in Zukunft ein geeignetes Insektenhotel zu bauen. Mit einem selbst angerührten Lehm-Sandgemisch wurden Formen befüllt und mit Löchern versehen, welche als Nistmöglichkeit für Wildbienen genutzt werden sollen.

Holzblöcke wurden richtig angebohrt (Tipp: Nicht ins Splintholz bohren), Schilf zu Bündeln gewickelt und mit Lehm isoliert. Der Schriftzug am Insektenhotel wurde ebenfalls neu von uns gebrannt und mit einer kleinen Biene versehen.

Weiden- und Wiesenmanagement war ebenfalls ein Einsatzbereich, den wir kennenlernen durften. Beim Mähen der Wiese mit der Sense merkten wir schnell, wie viel Fertigkeit, Kraft und Ausdauer diese traditionelle Arbeit erfordert. Einigen machte das so viel Spaß, dass sie sich nun eine Sense für daheim zulegen möchten.

Neben harter Arbeit konnten unsere Junior Ranger die umgebende Tierwelt beim Tümpeln, Mikroskopieren und im Mikrotheater entdecken.

Kurz vorm Gehen geschah noch etwas sehr Besonderes: Ein Alpenbock, ein blau-schwarz gefärbter Totholzkäfer, hat direkt mit der Eiablage an einem frisch vorbereiteten Holzblock begonnen! Das war eine großartige Belohnung für den heutigen Arbeitseinsatz.

Nach getaner Naturschutzarbeit fand auch unser traditioneller Grillabend im „Gesäuse-Style“ statt.

Tag 5: Entlang der wilden Flüsse und hoch ins raue Gebirge

Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, um die faszinierende Vielfalt des Gesäuses zu erkunden. Die eine Gruppe machte sich auf den Weg zum felsigen Haindlkar, während die andere am erfrischenden Johnsbach wanderte.

Das Rauschen des kristallklaren Wassers begleitete uns stetig. Am Flussufer der Enns kamen wir ebenfalls vorbei. Hier sammelten wir bunte Steine, Treibholz und bauten kleine Türme in die Landschaft. Der Themenweg „Wilder John“ entführte uns in eine sagenhafte Welt. So viel vorweg: Der Wilde John war ein Riese und verliebte sich.

Um die genaue Geschichte zu erfahren, solltet ihr dem Johnsbach am besten selbst einen Besuch abstatten. Allerdings wird der Weg im nächsten Jahr neu gestaltet.

Ein besonderes Highlight war das ausgetrocknete Flussbett, in dem eine riesige Ameisenkolonie ihr Zuhause hatte. Staunend beobachteten wir sie bei der Jagd nach Raupen. Franziska berichtete uns auch von der besonderen Lebensweise der Gämsen.

Voll Hoffnung vielleicht eine Gämse zu sehen, schauten wir immer wieder nach oben an die Felshänge. Diesmal haben wir keine entdeckt. Also noch ein Grund mehr, um wieder ins Gesäuse zu kommen.

Wir verbrachten noch eine entspannte Zeit am Wasser, ehe wir uns auf den Rückweg machen.

Gut zwei Drittel aller Junior Ranger wagten anstatt des Flusswanderweges den kurzen, aber mit knapp 500 Höhenmetern versehenen Aufstieg zur Haindlkarhütte und Rangerkollege Heimo führte uns durch die Landschaft. Immer wieder stoppten wir, um die atemberaubende Aussicht zu genießen – vielleicht lag es aber auch daran, dass wir außer Atem waren. Der schroffe Fels und das Wandern durch das Flussbett forderten Konzentration, Trittsicherheit und Gleichgewichtssinn, machte uns aber auch riesigen Spaß. Belohnt wurden wir mit köstlichen Speisen auf der Haindlkarhütte – unserem Tagesziel. Nach spannenden Infos von Heimo über Naturgewalten, wie abgegangene Felsstürze in der Landschaft, machten wir uns, von Stein zu Stein hüpfend, auf zum Abstieg.

Am letzten Abend trafen wir uns alle wieder am Campingplatz und tauschten unsere Erlebnisse aus, während wir ein letztes Mal in den klaren Sternenhimmel schauten.

Tag 6: Abschied und neue Erinnerungen

Die letzte Nacht am Lagerfeuer war geprägt von Geschichten und viel Lachen. Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir das Gesäuse. Der diesjährige Austausch zwischen den Junior Rangern aus dem Gesäuse und den Donau-Auen soll erst der Anfang gewesen sein. Die Erinnerungen an die gemeinsamen Abenteuer, die Herausforderungen, die wir gemeistert hatten, und die Freundschaften, die wir geschlossen hatten, werden uns noch lange begleiten.

Conny Gillmann und Christian Raffetseder
Nationalpark-Rangerteam

Fotos: Gillmann, Neuhold, Raffetseder

TIPP: Viele weitere Bilder gibt es im Downloadbereich der Webseite unter dem Reiter Junior Ranger!

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