Mein Name ist Magdalena und ich war ein Monat lang auf der Schlossinsel in Orth an der Donau beschäftigt. Die Arbeit war sehr vielfältig und man durfte sehr viel eigenständig machen! Ein paar Vorerfahrungen in punkto Tierpflege hatte ich schon, da ich an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Hollabrunn die Ausbildung zur Tierpflegerin bzw. Tierarztassistentin mache. Dort dürfen wir in einem Praxisjahr viele Erfahrungen sammeln. Die Schlossinsel war meine letzte Station in dem Praxisjahr. Eigentlich waren nur 3 Wochen Praktikum geplant, aber mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich gerne noch eine Woche anhängen würde. Dies durfte ich dann auch und die ganze Zeit war wunderschön.
Aufsperrrunde:
Der Tag fängt um 7 Uhr mit dem Aufsperrdienst an. Hierbei werden alle Türen und Tore aufgemacht und alle Tiere kontrolliert. Die Terrarien und Aquarien werden von innen und von außen gut geputzt, damit die Gäste einen guten Blick auf die Tiere werfen können. In der Unterwasserstation werden die großen Glasscheiben geputzt, damit man unsere Fische im großen Teich sehen kann. Manchmal hat man Glück und der Hausen schwimmt an der Scheibe vorbei. An der Spurenstation werden verschiedene Spuren zum Angreifen und Bestaunen hingelegt und täglich durchgetauscht. Blumen gießen gehört auch zu den täglichen Aufgaben.
Am Ende des Aufsperrdienstes wird noch das Strohnest abgedeckt, damit die Kindergruppen dort ihre Pause verbringen können. Zusätzlich werden Liegestühle unter dem Kirschbaum aufgestellt. Das lädt einfach zum Entspannen ein.
Füttern:
Montags, mittwochs und freitags werden die Fische gefüttert. Hierzu werden entweder rote und schwarze Gelsenlarven aufgetaut oder sie werden frisch gefangen. Die Fische bekommen so ein hochwertiges Lebendfutter. Die Teichmuscheln bekommen aufgelöste Spirulina Algen, die sie dann aus dem Wasser filtern. Unser Galizischer Sumpfkrebs bettelt richtig um sein Futter und verspeist es immer sehr genüsslich.
Dienstags werden immer die Schlangen und die Europäischen Sumpfschildkröten gefüttert. Die Fische für die Schildkröten werden gedrittelt. Dann setzt man sich an ein bestimmtes Eck an den Schildkrötenteich und schon kommen die Reptilien angeschwommen. Man kann sie mit der Hand füttern. Das war für mich eines der Highlights im Praktikum. Die restlichen Fische werden ausgelegt, damit auch die schüchternen und die kleinen Schildkröten etwas zum Fressen haben.
Die Äskulapnattern bekommen juvenile, bereits tote Futtermäuse zum Fressen. Man hält sie mit einer Pinzette hin und die Schlange packt die Maus recht schnell. Manchmal sogar so schnell, dass man sich erschreckt. Die Ringelnattern bekommen Sardinen. Man spritzt etwas Wasser, das nach Fisch riecht, in Richtung des Teiches und die Ringelnattern lassen nicht lange auf sich warten. Sie kommen her geschlängelt und nehmen sich den Fisch.
Aquarien-/Terrarienpflege:
Zur Aquarienpflege gehört auch dazu, dass ein Wasserwechsel gemacht wird. Hierbei kann man super die Scheiben und den Bodengrund sehr gründlich reinigen. Außerdem kann man das Aquarium falls gewünscht neu bepflanzen oder gestalten.
Ich durfte selbstständig ein neues Terrarium für die Blindschleichen einrichten. Hierbei habe ich versucht, verschiedene Teile ihres Lebensraumes so natürlich wie möglich nachzugestalten. Ein Teil des Terrariums ist steinig, ein Teil mit Moos bedeckt und ein Teil „Waldboden“ mit einem Laub-Erden-Gemisch. Außerdem haben sie einen kleinen Behälter mit Wasser zur Verfügung.
Hochwasser:
Ich hatte sehr viel Glück während meiner Praktikumszeit, denn es kam ein Hochwasser. Also hieß es beispielsweise am Weg zur Unterwasserstation Schuhe ausziehen oder in Gummistiefel schlüpfen. Außerdem mussten wir unten beim Eingang den Hochwasserschutz täglich auf- oder abbauen, je nachdem, ob der Wasserstand der Donau gestiegen oder gefallen ist. Im ganzen Schloss fühlte es sich ein bisschen an, als wäre eine ausgelassene Stimmung. Ich erinnere mich an einen Satz, der mir am ersten Tag hier gesagt wurde: „Es ist besser als Weihnachten, wenn es ein Hochwasser gibt.“ Das Hochwasser ist selten und ich habe ganz schnell gemerkt, dass sich jeder hier darüber aus ökologischer Sicht freut.
Durch das Hochwasser wurden viele Bäume umgeschmissen. Ein paar befanden sich in einem Nebenarm der Donau, der befahren werden darf. Dort mussten wir die Baumstämme mit langen Stöcken auseinanderdrücken, damit sie mit dem Wasserstrom weiter geschwemmt werden. Es war eine sehr wackelige Arbeit, denn die Bäume auf denen wir balancierten waren rutschig und bewegten sich. Ich fand es sehr herausfordernd, aber auch sehr lustig, weil man aufpassen musste, dass man nicht ins Wasser fällt.
Am Nachmittag war ich mit Kollege Ronald im Wald, um Bäume aus dem Weg zu räumen. Die lagen nämlich auf dem Treppelweg. Er hat mir gezeigt, wie man den Baum mit einer Umlenkrolle in den Wald ziehen kann. Außerdem durfte ich mit dem Nationalparkauto durchs einen überschwemmten Wegabschnitt fahren. Das war ein unglaubliches Gefühl. Ein bisschen, als würde man sich mitten auf einer Tour durch den Regenwald befinden.
Tierkontakt:
In Punkto Schlangenhandling hatte ich so gut wie keine Vorerfahrungen. Dies wurde mir dann von Kollege Roland in aller Ruhe gezeigt, sodass ich mich schnell traute, die Schlangen selbstständig in die Hand zu nehmen, um sie beispielsweise umzusetzen.
Das Praktikum war unglaublich vielfältig und ich bin froh, dass ich die Chance nutzen durfte. Praktikantinnen und Praktikanten werden hier immer genauso respektiert wie alle anderen und es wird immer auf Augenhöhe gesprochen. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen hier und habe nicht nur beruflich, sondern auch fürs Leben etwas gelernt.
Magdalena Holub
Berufspraktische Tage im Nationalpark Donau-Auen von 3. bis 28. Juni 2024