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01.09. 2024

Kinderstube der Eurasischen Keulenjungfer

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Die Donau-Altarme bilden einen wichtigen Teil des Lebensraumkomplexes im Nationalpark Donau-Auen. Ihre kleinräumige Diversität in Bezug auf Ufermorphologie, Fließgeschwindigkeit, Wassertemperatur und Korngrößen der Geschiebesedimente sowie ihre hohe Dynamik sind Voraussetzung für die Ausbildung eines vielfältigen Artenspektrums.

Eine Art, die hiervon profitiert, ist die Eurasische Keulenjungfer (Stylurus flavipes). Die Großlibelle aus der Familie der Flussjungfern besiedelt, wie der Name vermuten lässt, große Flüsse, insbesondere des Ostasiatischen und Westeuropäischen Raums. Die ehemals als Asiatische Keiljungfer bekannte Art war früher auch über ganz Mittel- und Westeuropa verteilt. Anders als andere Arten ihrer Familie braucht die Larve der Eurasischen Keulenjungfer für ihre Entwicklung sehr feinkörniges Sediment, welches sich nur in strömungsberuhigten Bereichen ablagert. Für den Schlupf benötigt die Art sandige, nicht zu steil ansteigende Uferbereiche, die vor Wellenschlag durch die Schifffahrt geschützt sind. Die adulten Tiere ernähren sich schließlich von Insekten. Diese finden sie besonders in Bereichen mit einer blütenreichen Ufervegetation.

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Spittelauer Arm im Nationalpark Donau-Auen

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Exuvie der Eurasischen Keulenjungfer in typischer Position an kleine Sandkante geklammert

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Eurasische Keulenjungfer

Aufgrund der großräumigen Verbauung und Regulierung fast aller größeren Europäischen Fließgewässer finden sich solche Lebensräume heutzutage meist nur noch an langsam fließenden Tieflandflüssen wie der March und es ist nicht verwunderlich, dass die Art an der stark verbauten Donau in Österreich bislang nur extrem selten gesichtet werden konnte und der Nachweis einer Reproduktion bisher gänzlich ausblieb. Umso größer war die Freude, als am 29. Juli bei einer Kartierung im Spittelauer Arm drei Exuvien (die beim Schlupf abgestreifte Haut der Larven) der Eurasischen Keulenjungfer gefunden wurden und somit ein eindeutiger Nachweis zur erfolgreichen Fortpflanzung und Entwicklung der Art im Donauraum, bei uns im Nationalpark Donau-Auen, erbracht werden konnte.

Dieser Altarm war lange Zeit von der Donau abgeschnitten und wurde 2019/20 im Rahmen des LIFE Projektes "Dynamic Life Lines Danube" in Zusammenarbeit mit viadonau und weiteren Partnerinstitutionen wieder an den Hauptstrom angebunden. Der Einströmbereich wurde abgesenkt und mehrere Querbauwerke wurden entfernt, sodass wieder eine ganzjährige Durchströmung das Altarms und damit die dynamische Entwicklung und erneute Ausbildung einer vielfältigen Lebensraumstruktur ermöglicht wurde. Der Nachweis der erfolgreichen Fortpflanzung dieser seltenen Libellenart ist ein Erfolgserlebnis für den Nationalpark und unterstreicht die Bedeutung und das Potential ökologischer Renaturierungsmaßnahmen entlang der Donau.

Pirmin Enzensberger

Fotos: Archiv NPDA, Enzensberger, Christian Fischer - CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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