Die Zypressen-Wolfsmilch besiedelt bevorzugt trockenwarme Lebensräume. Die Pflanze ist im Nationalpark Donau-Auen entlang des Marchfeld-Schutzdammes häufig zu beobachten. Dieser stellt heute ein wichtiges Refugium für die Wiesenfauna und -flora dar.
Merkmale
Die Zypressen-Wolfsmilch ist eine 15- 30 (50) cm hohe ausdauernde Pflanze mit Milchsaft. Typische blühende Exemplare haben nadelartige, 1- 3 cm lange und bis 3 mm breite linealische Blätter. Die am Stängel wechselständig angeordneten nadelförmigen Blätter sind gemeinsam mit dem gattungstypischen Blütenstand die besten Bestimmungsmerkmale.
An der Spitze sind die scheinblütentragenden Seitenäste doldenähnlich angeordnet. Die breit 3eckigen Hüllblätter sind zunächst gelb, später rötlich. Die „Blumen“ duften intensiv nach Honig. Sterile Seitentriebe sind deutlich schmäler und fast borstlich beblättert.
Neben diesen typischen Pflanzen sind häufig auch gelbgrüne unverzweigte Exemplare mit kurzen dicken Blättern zu finden. Diese Individuen sind wegen des Befalls durch einen Rostpilz so eigenartig mißgebildet und gelangen nicht zur Blüte.
Verbreitung
Die Art ist in fast ganz Europa, Teilen Asiens sowie in Nord- und Ostafrika vertreten. In Österreich ist die Zypressen-Wolfsmilch in allen Bundesländern häufig und von den Tieflagen bis in die Montanstufe anzutreffen. Man findet die Pflanze an Wegrändern, Dämmen, trockenwarmen Waldrändern und in Trockenrasen. Im Nationalpark Donau-Auen ist die Zypressen-Wolfsmilch etwa auf den Heißländen der Lobau häufig und auch entlang des Schutzdammes allgegenwärtig.
Gefährdung und Schutzstatus
Die Art ist nicht gefährdet.
Lebensweise
Die Zypressen-Wolfsmilch vermehrt sich vegetativ stark durch die Ausläufer ihres Wurzelstocks. An der Basis jedes Triebes werden zudem bereits im Herbst die Erneuerungsknospen für das nächste Jahr angelegt. In den Monaten April und Mai erscheinen die aus unscheinbaren männlichen und weiblichen Einzelblüten zusammengesetzten Scheinblüten (Cyatien). Jede Scheinblüte besteht aus einer weiblichen Gipfelblüte ohne Blütenhülle welche von einer Gruppe aus 5 männlichen Blüten umgeben ist. Diese sind ebenfalls hüllenlos und bestehen nur aus einem einzigen Staubblatt. Für die optische Anlockung von Insekten sorgen die umgebenden gelb bis rötlich gefärbten Hochblätter. Zur besseren Sichtbarkeit sind viele dieser Scheinblüten zu einem doldenähnlichen Blütenstand zusammengefasst.
Der Grund für diesen höchst eigenwilligen Blütenbau ist in der Vergangenheit der Euphorbia-Arten begründet und nicht ganz unkompliziert. Diese Pflanzen waren ursprünglich insektenbestäubt und wurden zunächst im Laufe der Evolution windblütig. Zu diesem Zweck wurden die für die Windbestäubung unnötige Blütenhülle und die nun getrenntgeschlechtlichen Blüten stark reduziert. Von den männlichen Blüten blieb nur ein einziges Staubblatt, die weiblichen Blüten wurden auf den Fruchtknoten mit Griffel und Narbe beschränkt. Später wurden diese windblütigen Formen erneut insektenblütig.
Da nun aber nur mehr die extrem reduzierten eingeschlechtlichen Einzelblüten zur Verfügung standen wurden diese derart gruppiert, dass funktionell wieder eine Zwitterblüte entstand. Die optische Anlockung wurde durch auffällig gefärbte Hochblätter erreicht, da die eigentliche Blütenhülle ja in Zeiten der Windblütigkeit zurückgebildet worden war.
Besonderes
Alle heimischen Wolfsmilcharten sind stark giftig. Bei Verletzung der Pflanze tritt weißer Milchsaft aus, der auf die Haut aufgetragen gegen Warzen wirken soll. Der Milchsaft kann wenn er ins Auge gelangt zur Erblindung führen. Er ist vor allem ein Fraßschutz gegen pflanzenfressende Insekten und andere Weidetiere. Dem Wolfsmilchschwärmer (Celerio euphorbiae) ist es gelungen diese chemische Barriere zu durchbrechen. Die bunten Raupen fressen nicht nur exklusiv und ausschließlich an Wolfsmilchpflanzen, sie benutzen sogar das Gift der Pflanze um selber für ihre Fressfeinde ungenießbar zu werden.
Wichtige Nutzpflanzen aus der Familie der Wolfsmilchgewächse sind der ursprünglich nur im Amazonasgebiet beheimatete Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) und die Manjok- Pflanze (Manihot esculenta). Der heute weltweit als Zierpflanze kultivierte Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) und der Christusdorn (Euphorbia splendens) gehören ebenso in diese Verwandtschaft. In den afrikanischen Savannen und Halbwüsten finden sich eine Vielzahl von kaktusähnlichen Euphorbiaceen mit fleischigen Sprossachsen und zu Dornen umgebildeten Blättern. Diese Arten haben in Anpassung an einen ähnlichen von Trockenheit und Hitze geprägten Lebensraum dieselben Wuchsformen entwickelt wie die Kakteen der „Neuen Welt“, mit denen sie aber nicht näher verwandt sind.