Der Wollige Schneeball ist ein einheimischer sommergrüner, raschwüchsiger und mittelgroßer bis großer Strauch mit auffallenden großen, weißen Blütenständen. Man findet ihn gelegentlich an trockeneren und reiferen Standorten der Harten Au sowie im Hangwald.
Merkmale
Der Wollige Schneeball ist ein aufrechter, bis 4 m hoher Strauch mit weitreichenden Wurzeln und intensiven Ausschlagvermögen (u. a. durch Absenker und Stockausschläge). Die biegsamen jungen Zweige sind gelbgrau und filzig, die Rinde ist anfangs rau, dann graubraun, längsrissig und korkig.
Der Strauch bildet keine Knospenschuppen aus, der Winterschutz für den Sproßvegetationspunkt und die Blattanlagen wird von den eng umfassenden, dicht filzig behaarten Blättern des untersten Laubblattwirtels übernommen. Das gilt sowohl für die relativ großen zwiebelförmigen Blütenknospen als auch für die länglichen Blattknospen. Die gegenständig angeordneten weichen, etwa 12 cm langen und ca. 7 cm breiten eiförmigen Blätter sind oberseits kräftig grün, unterseits erscheinen sie jedoch infolge der dichten Behaarung graufilzig (wollig). Die Unterseite kann später im Jahr mehr oder weniger verkahlen und erscheint dann hellgrün. Der Blattrand ist stets fein gezähnt.
Im April/Mai erscheinen die vielblütigen, bis 10 cm breiten Blütenstände an der Spitze von Lang- und Kurztrieben. Die wohlriechenden, cremig-weißen Einzelblüten stehen in dichten halbkugelig gewölbten Schirmrispen zusammen.
Bis zum September/Oktober entwickeln sich etwa 8 mm lange, etwas abgeflachte beerenartige Steinfrüchte, die zunächst korallenrot gefärbt sind, zur Reife aber eine glänzend schwarze Farbe annehmen. Sie schmecken herbsüßlich und sind kaum genießbar. Oft finden sich an einem Fruchtstand Früchte unterschiedlicher Reifestadien und Färbung.
Das Holz ist hart und schwer, der gelblich-weiße Splint umgibt einen gelblichen bis rötlich-braunen Kern von eigenartigem Geruch.
Verbreitung
Der Wollige Schneeball wächst in großen Teilen des europäischen Kontinents mit Ausnahme von Nord- und Nordwest-Europa sowie dem Süden Spaniens, Italiens und Griechenlands. In Österreich in allen Bundesländern vorkommend wächst er im Nationalpark vor allem auf den trockeneren und reiferen Standorten der Harten Au sowie zerstreut auch im Hangwald.
Gefährdung und Schutzstatus
Weder in Österreich noch in Europa gefährdet.
Lebensweise
Der Wollige Schneeball wächst bevorzugt auf kalkreichen Böden und in sonnigen Lagen an Waldrändern, in trocken-warmen Gebüschen, Eichenmischwäldern, lichten Buchen- und Laubmischwäldern des Hügellandes sowie in Föhrenwäldern und kommt in den Alpen bis in Höhen von 1400 m vor.
Besonderes
Die biegsamen jungen Zweige wurden früher zum Binden von Garben und für allerlei Flechtarbeiten verwendet. In der Naturheilkunde werden die Blätter in Form eines Absuds für Mund- und Gurgelwasser z. B. bei Zahnfleisch- und Rachenerkrankungen eingesetzt.
Beim Mann aus dem Eis ("Ötzi") wurde ein Köcher gefunden, der 2 schußbereite Pfeile und 12 Rohschäfte enthielt. Die unfertigen Schäfte weisen eine Länge von etwa 85 cm auf und sind aus den Ästen des Wolligen Schneeballs gefertigt. Interessant ist, dass der Mann aus dem Eis Gegenstände aus insgesamt 18 verschiedenen Holzarten mit sich führte. Er verwendete dabei für jedes Gerät das am besten dafür geeignete Holz, was beweist, dass er ausgezeichnete Kenntnisse der natürlichen Ressourcen sowie deren geeignetste Einsatzmöglichkeiten hatte!