Der nicht sehr schmeichelhafte Name dieser Orchidee bezieht sich auf den aufdringlich unangenehmen Geruch der Blüten nach Wanzen. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab, aus koris = Wanze und phero = tragend.
Merkmale
Das Wanzen-Knabenkraut wird 15 bis 30 cm hoch, selten sogar bis zu 40 cm. Von der überwinterten Laubblattrosette (4-10 Blätter) bildet sich ein dünner blassgrüner Stängel mit ziemlich schmalen, lanzettlichen Grundblättern welche nach oben hin kleiner werden und den Stängel umfassen. Die Tragblätter sind lanzettlich und zugespitzt und so lang wie der Fruchtknoten.
Die Blütenähre trägt zahlreiche kleine dicht stehende Einzelblüten und wird ca. 7 cm lang. Diese sind braunrot bis grünlichrot, manchmal auch etwas heller gefärbt. Die Kelchblätter (Sepalen + Pentalen) bilden einen Helm mit spitz geschnabeltem Fortsatz. Die Lippe ist 3lappig, leicht einwärts gekrümmt und an der Basis weiß mit roten Flecken, der Mittellappen ist nur ein wenig länger als die Seitenlappen. Der abwärts gerichtete Sporn ist ein wenig kürzer als der Fruchtknoten.
Die Blütezeit des Wanzen-Knabenkrauts reicht von April bis Juli.
Verbreitung
Anacamptis coriophora umfasst 2 geographische Unterarten. Das Verbreitungsgebiet der bei uns vorkommenden Art (subsp. coriophora) reicht von Frankreich und Belgien über Süddeutschland, die Alpenländer, Polen, Tschechien, Ungarn bis nach Russland. Sie wächst an feuchten Standorten auf meist schwach sauren Böden. Die Unterart fragans unterscheidet sich durch einen längeren Mittellappen und blasser gefärbte Blüten welche einen angenehmeren Duft verbreiten. Diese Unterart ist von der Krim und aus dem Kaukasus sowie aus dem fast gesamten Mittelmeerraum nachgewiesen.
Gefährdung und Schutzstatus
Das Wanzen-Knabenkraut wird als vom Aussterben bedroht eingestuft. Durch Düngung der Wiesen und Entwässerung von Feuchtwiesen ist der natürliche Lebensraum der Orchidee stark reduziert worden. In Wien und Niederösterreich sind alle Knabenkraut-Arten vollständig geschützt.
Lebensweise
Die erwachsenen Orchideen leben häufig in Symbiose mit einem Pilzpartner. Der Pilz versorgt die Pflanze mit Wasser, Nährsalzen und eventuell auch organischen Verbindungen. Er erhält von der Orchidee dafür Kohlehydrate und andere organische Verbindungen welche er selbst nicht bilden kann. Die Pilzfäden dringen in die Orchideenzellen ein und werden schließlich verdaut.
Die Abhängigkeit der Orchideenpflanze von ihrem Pilzpartner wechselt im Lauf der verschiedenen Lebensphasen. Während eine Entwicklung der winzigen Samen und ein Überleben des Keimlings ohne Pilz unmöglich ist ernährt sich die erwachsene Pflanze weitgehend selbständig. Die Partnerschaft wird dennoch fast immer beibehalten.
Besonderes
Diese Art gehört zu den wenigen Orchideen, bei denen im Blütensporn Nektar beobachtet werden kann.