Die Stieleiche ist ein oft sehr stattlicher Baum der Harten Au im Nationalpark Donau-Auen. Die sehr massiven, weit ausladenden Äste gabeln sich schon in geringer Höhe über dem Boden und ergeben im Alter den typisch knorrigen Eindruck. Auf Grund des unregelmäßigen Aussehens und des teils biblischen Alters wurde schon in frühen Jahren die Fantasie der Menschen angeregt.
Merkmale
Die oft horizontal abstehenden Äste bilden eine unregelmäßige und starkästige Krone. Die Höhe des Baumes kann 50 m erreichen, an der Borke kann eine längsrissige, netzförmige und tiefgefurchte Struktur erkannt werden.
Die typischen Eichenblätter haben eine ledrige Konsistenz und eine ovale Form mit 5-7 glattrandigen, rundlichen Lappen an beiden Seiten. Die Oberseite ist matt dunkelgrün gefärbt während die Unterseite eine hellere Färbung mit Behaarung auf den Blattadern aufweist. Das Herbstlaub ist kräftig gelb bis bräunlich gefärbt.
Die Eicheln sitzen an bis zu 4 cm langen Stielen, woher auch der Name rührt.
Verbreitung
Das natürliche Vorkommen erstreckt sich über ganz Mitteleuropa. In den Alpen kommt Quercus robur bis zu einer Höhenlage von 1000 m vor. Bevorzugt werden tiefgründige, nährstoffreiche Ton- und Lehmböden. Ausgewachsene Stieleichen sind wichtiger Bestandteil einer Harten Au, wo sie auch periodische Überflutungen ohne Schaden überstehen.
Gefährdung und Schutzstatus
Es besteht keine Gefährdung.
Lebensweise
In der Jugend braucht der Baum viel Licht zum Gedeihen, weswegen er ein rasches Höhenwachstum an den Tag legt. Diese Phase ist mit 100-150 Jahren abgeschlossen, dann wird die Stieleiche nur mehr langsam im Durchmesser stärker. Innerhalb mehrerer Jahrhunderte können die Bäume zu einem Stammdurchmesser von bis zu 2 m heranwachsen. Durch die tiefreichende und kräftige Pfahlwurzel können selbst Stürme dem Baum nichts anhaben.
Im Herbst reifen die eiförmigen, gerbstoff- und stärkereichen Eicheln heran, die in Notzeiten in gerösteter Form auch als Kaffeeersatz Verwendung fanden oder für die Fütterung von Schweinen herangezogen wurden. Gleichzeitig entsteht der kompliziert gebaute schuppige Fruchtbecher aus dem die Eichel in reifem Zustand herausfällt. Am Boden angekommen beginnt bald die Keimung. Dabei wird die Fruchtwand an der Spitze gesprengt und die Keimwurzel entwickelt sich. Erst im Frühjahr danach kommen auch die Keimblätter aus der Schale heraus.
Die Stieleiche wurde und wird vom Menschen seit vielen Jahrhunderten gerne vielseitig genutzt. Sei es als vorzügliches Fassholz für Weinfässer, als Brennholz oder als Furnierholz.
Besonderes
Die ökologische Bedeutung des Baumes ist groß. Quercus robur bietet vielen Tieren eine Nahrungsgrundlage. Aus diesem Grund kommt der Name des Baumes in einigen Tiernamen bereits vor, wie zum Beispiel Eichhörnchen oder Eichelhäher. Weiters leben beispielsweise mehr als 150 Groß- und Kleinschmetterlinge an dem imposanten Baum.
Auch für die prächtigsten Käfer der Donau-Auen, den Hirschkäfer und den Großen Eichenbock ist diese Art lebensnotwendig. Beide Käfer sind vor allem an Baumriesen interessiert, die nicht mehr am Zenit ihrer Vitalität stehen sondern bereits auch absterbende Baumteile, wie Wurzeln und Äste aufweisen.