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Orchideen – Spinnen-Ragwurz

Ophrys sphegodes

Die Spinnen-Ragwurz wird mancherorts auch als Wespen-Ragwurz bezeichnet. Sie ist von allen anderen Orchideen zu unterscheiden. Aufgrund des bläulichen bis braunvioletten H-förmigen Mals auf der Lippe besteht auch innerhalb der Gattung Ophrys selbst keine Verwechslungsmöglichkeit.

Merkmale
Die Spinnen-Ragwurz bildet mit anderen 15 bis 22 Hybridunterarten die sich teilweise nur schwer voneinander unterscheiden. Die Pflanze wird 10 bis 45 cm hoch und bildet 3-6 am Grunde gehäufte länglich bis lanzettliche Laubblätter aus.

Unter den locker verteilten Blüten (3 bis 12) ist das Tragblatt lanzettlich zugespitzt länger als der Fruchtknoten. Die äußeren Blütenhüllblätter (Sepalen) sind grün, die inneren Blütenhüllblätter (Pentalen) sind grünlich bis gelblich, manchmal auch bräunlich bis rötlich. Die oval bis längliche dunkelbraune Lippe (8 bis 16 mm lang) ist ungeteilt oder schwach 3lappig mit kahlen Innenflächen. Auf diesen unbehaarten Innenflächen befindet sich eine himmelblau bis violette, aus 2 parallelen Streifen bestehende Zeichnung die zumeist in der Mitte 1- bis 2fach miteinander verbunden ist (H-förmig).

An der Spitze der Lippe kann ein Anhängsel ausgebildet sein, am Grunde zu beiden Seiten ist ein undeutlich ausgebildeter Hocker und die Randzonen der Lippe sind behaart und nach unten gebogen. Die Blütezeit reicht von Februar (im Süden) bis Juni.

Verbreitung
In West-, Mittel- und Südeuropa, nordwärts bis Südengland. Spanien, Mallorca, Frankreich, Korsika, Mittel- und Süddeutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Griechenland. Die Spinnen-Ragwurz bevorzugt Magerrasen und lichte Wälder auf kalkhaltigem Boden.

Gefährdung und Schutzstatus
Diese Orchidee ist österreichweit stark gefährdet, regional sogar stärker gefährdet. Sowohl in Wien als auch in Niederösterreich sind alle Arten der Gattung Ophrys voll geschützt.

Lebensweise
Die Bestäubung der Blüten durch Insekten ist bei kaum einer anderen Pflanzenfamilie so perfektioniert worden. Das mittlere Kronblatt ist stark vergrößert und bietet als „Unterlippe“ einen idealen Landeplatz für die Insekten. Dies geht soweit, dass manche Orchideenarten (etwa die Gattung Ophrys) mit ihrer Unterlippe die Weibchen bestimmter Insektenarten in Form, Farbe und Geruch perfekt imitieren. Die kopulationsbereiten Männchen fliegen diese Attrappen an und bewerkstelligen die Bestäubung.

Der gesamte Blütenstaub der Blüte ist bei den Orchideen zu einem einzigen großen Paket verklebt. Dieses wird ausgewählten Insekten anvertraut (aufgeklebt), die es zur Narbe einer anderen Blüte tragen. Erst nach der Bestäubung entwickeln sich die Samenanlagen in der Blüte weiter und werden befruchtet. Nur durch die gezielte Übertragung großer Pollenmengen in Form eines Pakets ist es möglich, in nur einer Blüte Tausende winzige Samen zu bilden.

Die Samen werden vom Wind verbreitet. Sie verfügen über kein Nährgewebe und haben kaum Reservestoffe. Sie sind anfangs auf die Symbiose mit einem geeigneten Pilzpartner angewiesen. Es entwickelt sich ein spindelförmiges, wenige mm großes bleiches Gebilde, welches oft erst nach Jahren zur eigentlichen Pflanze mit Wurzeln, Spross und Blättern wird. Die geringen Erfolgschancen für diese komplizierte Entwicklung werden von den Orchideen durch die Unmenge an winzigen Samen ausgeglichen.

Besonderes
Die zu den Sexualtäuschblumen gehörende Spinnen-Ragwurz bietet weder Nektar noch Pollen an. Die Blüten von Ophrys sphegodes werden von den Männchen einer Sandbienenart (Andrena nigroaenea) bestäubt welche 2 Wochen vor den Weibchen schlüpfen.

Die Pflanze imitiert mittels Geruchslockstoffen (Pheromone der Sandbienenweibchen) und optischen Schlüsselreizen (das H-förmige Mal imitiert vermutlich den Glanz der Flügel und die Behaarung auf der Lippe der Blüte entspricht der Rückenbehaarung des Sandbienenweibchens) das Weibchen der Sandbiene um eine Bestäubung herbeizuführen. Je exakter die Imitation, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Sandbienenmännchen irregeleitet werden.

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