Die Sommerlinde ist bekannt durch den verführerisch lieblichen Duft der Blüten, der in den Abendstunden am intensivsten ist, und durch die heilende Wirkung des Lindenblütentees.
Merkmale
Die herzförmigen und vorne zugespitzten Blätter sind auf der Oberseite lebhaft grün gefärbt, die Blattunterseite erscheint heller graugrün. Typischerweise befindet sich auf der Blattunterseite zwischen Hauptblattnerv und den zum Rand abzweigenden Blattnerven eine weißlich gefärbte dicht stehende Behaarung.
Diese sogenannten Achselbärte können jedoch auch eine leicht bräunliche Tönung annehmen. Das ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Winterlinde, die braun gefärbte Achselbärte aufweist. Die Anordnung der Laubblätter ist wechselständig.
Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich im September Nüsschen mit deutlich erkennbaren, 4-5kantigen Längsrippen. Der Samen landet mittels „Rotationsfallschirm“, abhängig von der Fallhöhe, einige m entfernt vom Elternbaum. Der bis zu 40 m hohe Baum besitzt meist einen kurzen Stamm mit hochragenden, kräftigen Hauptästen. Die Sommerlinde gilt als schnellwüchsig.
Verbreitung
Tilia platyphyllos ist als wärmeliebende Baumart in ganz Mitteleuropa verbreitet, fehlt jedoch in Skandinavien. Das Vorkommen hat sich in den letzten Jahrtausenden stark verändert. War die Linde in der warmen Eichenmischwaldzeit einer der 4 Hauptbaumarten, so änderte sich das im kühler und feuchter werdenden Klima zu Gunsten der Buche.
Gefährdung und Schutzstatus
Diese Lindenart ist in ihrer Existenz als bedroht zu betrachten. Der Grund liegt auch darin, dass die Buche hinsichtlich Nutzung des Holzes – Energieträger und Nutzholz – als wesentlich wertvoller eingestuft wurde als die Linde. Des Weiteren sind noch bestehende Vorkommen durch Wildverbiss und Samenfraß von Mäusen gefährdet. So werden von besonders vital erscheinenden Einzelbäumen einerseits das Saatgut geerntet und andererseits Reiser für eine Aufpfropfung geschnitten.
Lebensweise
Fast jährlich im Juni beginnt die Sommerlinde zu blühen. Diesen Augenblick erwarten viele Bienen und andere Insekten und stürmen den Baum, da der Nektar besonders zuckerhaltig ist. Der Standort kann durchaus dunkel gelegen sein, dabei erträgt der Baum umso mehr Schatten je nährstoffreicher und wasserversorgter der Boden ist. Zu trockene Standorte werden gemieden. Es besteht außerdem eine ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Boden- und Luftverschmutzung.
Das Herzwurzelsystem und die gute Stockausschlagfähigkeit unterstreichen den Pioniercharakter der zur Bodenbefestigung beitragen kann. Das Laub zersetzt sich rasch, wodurch sehr schnell eine Humusschicht aufgebaut werden kann die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Nährstoffsituation im Boden führt.
Besonderes
Das weißliche bis gelbliche Holz wird wegen seiner geringen Dauerhaftigkeit gegenüber Witterungseinflüssen bevorzugt im Innenbereich eingesetzt. Seine Hauptverwendung liegt seit jeher in der Holzschnitzerei und der Bildhauerei. Es eignet sich auf Grund seiner Homogenität auch hervorragend für alle Arten der Einfärbung, wie Beizen oder Lackieren.
Sommerlinden können ein sehr hohes Alter mit bis zu 1.000 Jahren erreichen. So ist es verständlich, dass diese Bäume oft als Sammlungspunkte der Menschen über Generationen hinweg bekannt sind.
Im Laufe der Lebenszeit nimmt der Durchmesser des Stammes zwar regelmäßig zu, doch wird der Stamm innen praktisch immer hohl. Um auch weiter die Stabilität zu ermöglichen, bilden die großen Kronäste sogenannte Innenwurzeln aus, die im hohlen Stamm nach unten wachsen, in weiterer Folge neue Teilstämme bilden und die Krone stützen. Die Gestalt mag dann zwar eigenwillig erscheinen, doch die Vitalität der alternden Bäume ist erstaunlich hoch.