Der Sanddorn ist ein sommergrüner, sparriger und dornig verzweigter Strauch, der in weiten Teilen Eurasiens natürlich vorkommt und wegen seiner Anspruchslosigkeit sowie durch sein bodenfestigendes, tiefgehendes Wurzelsystem oft als Pioniergehölz in trockenen Flussläufen, Schotterfluren der Hochgebirge oder auf felsigen Hängen anzutreffen ist. Im Nationalpark ist er teilweise auf Heißländen in der Lobau bestandsbildend.
Merkmale
Der Sanddorn ist ein Strauch oder kleiner Baum, der höchstens 6 (10) m hoch wird und ein kriechendes weit- und tiefreichendes Wurzelsystem mit intensiver Wurzelbrutbildung besitzt. Von erheblicher ökologischer Bedeutung sind die bodenverbessernden Eigenschaften der Art, die auf die Luftstickstoff bindenden Wurzelknöllchen (Actinomyceten-Symbiose) zurückgehen. Ausgewachsene Sträucher nehmen oft einen rundlichen Umriss an.
Bäume wie Sträucher bilden gerade Jahrestriebe, deren Spitzen bereits während der 1. Vegetationszeit verholzen. Die abstehenden Zweige mit den in Dornen umgewandelten Kurztrieben sind in der Jugend drüsig behaart, dunkelrotbraun bis grau, später glatt berindet und bilden im Alter eine abschuppende Borke aus. Die Winterknospen sind kugelig bis eiförmig, die Knospenschuppen goldkupferfarbig und kurz behaart. Die wechselständigen kurz gestielten, ganzrandigen Blätter sind von lineal-lanzettlicher Form (Länge bis 6,5 cm, Breite bis 1 cm), oberseits graugrün, silbrig glänzend, unterseits silbrigweiß und matt. Der Blattrand ist leicht eingerollt und schon im Hochsommer setzt eine Herbstverfärbung zum dunklen Rotbraun ein.
Der Sanddorn blüht im zeitigen Frühjahr (März/April), lange vor dem Laubaustrieb. Die kleinen, unscheinbaren und eingeschlechtlichen, etwa 3 mm großen Blüten befinden sich an der Basis der vorjährigen Triebe. Nach dem Abblühen verlängert sich die weibliche, kegelförmige Blütenstandsachse und wächst zu einem beblätterten Trieb heran.
Die zahlreichen beerenartigen, ei- bis kugelförmigen Scheinfrüchte (=Schließfrucht) reifen im August/September, entwickeln sich aus dem Blütenkelch, sind anfangs hellorange, später fast weiß, etwa 8 mm im Durchmesser und schmecken säuerlich. Sie bleiben den Winter über am Strauch und werden von zahlreichen Vogelarten, aber auch Füchsen oder Wildschweinen gerne angenommen. Das Holz ist feinfasrig, mittelschwer und glänzend, hat einen schmalen gelben Splint und einen lebhaft braunen Kern und wird gerne als Drechslerholz verwendet.
Verbreitung
Der Sanddorn ist ein eurasisches Florenelement und kommt mit insgesamt 4 Unterarten in Europa, Kleinasien und dem Fernen Osten vor. Die Verbreitung erstreckt sich dabei als breites Band von den Pyrenäen über die Alpen und das Alpenvorland bis zum Kaukasus plus bis in die Steppen und Gebirge Süd-Sibiriens und Tibets. Weite Verbreitung findet die Art entlang der Gebirgsflüsse, z.B. Salzach, Inn, Isar, Lech und Donau, ist aber auch an den strandnahen Sanddünen entlang der Nord- und Ostseeküste anzutreffen. Verschiedene Autoren geben Höhengrenzen der Art, etwa in Tibet oder im Pamir bis 4000 m, stellenweise sogar 5000 m an. Im Zentrum Mitteleuropas, wo die Art von Natur aus fehlte, ist der Sanddorn vielfach nach Kultur verwildert. In Österreich fehlt die Art im Burgenland sowie der Steiermark, im Nationalpark ist sie vor allem auf den Heißländen im Bereich der Lobau anzutreffen.
Gefährdung und Schutzstatus
Durch die starken Regulierungs- und Verbauungstätigkeiten entlang der Alpenflüsse ist der u. a. auf Schotterflächen spezialisierte Sanddorn zunehmend in Bedrängnis geraten und gilt in vielen Teilen Europas zumindest als potentiell gefährdete Art. In Österreich im Pannonischen Wuchsgebiet und dem nördlichen Alpenvorland regional gefährdet. Im Nationalpark hauptsächlich auf Heißländen der Lobau vorkommend, dort aber z. T. bestandsbildend.
Lebensweise
Angesichts des sehr ausgedehnten natürlichen Areals ist es schwierig, allgemein gültige Standortsbedingungen zu formulieren. Grundsätzlich bevorzugt er lockere, gut durchlüftete, frische Böden mit erreichbarem Grundwasser in sonnigen Lagen.
In der Literatur wird er auch als Anzeiger für stickstoffarme kalkhältige und humusarme Böden herangezogen. Man findet ihn somit als Pioniergehölz in trockenen Flussläufen, auf rohen Sand- und Kiesböden, in Schotterfluren der Hochgebirge, auf felsigen Hängen, in Verlichtungen von Kiefern-Trockenwäldern sowie an den Meeresküsten auf festgelegten Dünen. Sein natürliches Vorkommen reicht somit von der Ebene bis zum Hochgebirge.
Besonderes
Zwei Besonderheiten machen den Sanddorn zu einer ökologisch und wirtschaftlich interessanten, viel genutzten Strauchart. Einerseits die Fähigkeit zur Befestigung von Geröllschutt und Dünen durch sein tiefgehendes und zahlreiche Ausläufer bildendes Wurzelsystem, wobei durch die Bakterien in den Wurzelknöllchen der Boden zusätzlich mit Stickstoff angereichert wird.
Gleichzeitig werden die herb-sauren Früchte, die besonders viel reine Ascorbinsäure enthalten und damit eine wichtige, leicht zugängliche Vitamin C-Quelle darstellen vor allem in Osteuropa und Asien in ausgedehnten Plantagen geerntet und verarbeitet. Dabei steht auch der Ölgehalt des Fruchtfleisches im Vordergrund, das man z. B. zur Behandlung von Magen- und Darmgeschwüren oder als Mittel gegen Röntgenverbrennungen einsetzt.
In Mitteleuropa werden die vollreifen Früchte seit langem zur Herstellung von Säften, Marmeladen, Obstsalaten oder Gebäck verwendet und auch in der Naturheilkunde eingesetzt. Sie enthalten 5 mal mehr Vitamin C als die Zitrusfrüchte, außerdem Glykoside, Kalzium, organische Säuren, Öle, das Provitamin A und die Vitamine B1, B2, B6 und E und wirken stoffwechselanregend, kreislauffördernd, verbessern die Herz- und Nierenfunktion und sind gut gegen Grippe, Skorbut u. a. Der orangenartig schmeckende Presssaft wird vielerorts mit Hilfe sogenannter "Holzquetschen" direkt am Zweig gewonnen.