Nach dem späten Laubaustrieb hat die Robinie mit den auffälligen weißen Blütenständen optisch einiges zu bieten. Irrtümlich meint man oftmals, einen heimischen Baum vor sich zu haben. Trotz eines vielseitig einsetzbaren Holzes steht die Robinie im Mittelpunkt der Kritik von Naturschutz und Grundbesitzern.
Merkmale
In den Monaten Mai bis Juni können die bis zu 25 cm langen hängenden Schmetterlingsblüten an den jungen Zweigen betrachtet werden. Sie verströmen einen starken süßlichen Duft und sind reich an Nektar. Dementsprechend häufig werden die Blüten von Insekten aufgesucht. Die bis zu 30 Jahre keimfähigen Samen sind in ledrigen Hülsen zusammengefasst,die bei Reifung aufbrechen.
Die Blätter sind unpaarig gefiedert, wobei an der Spitze ein Endblättchen sitzt. Meist sind an den Schösslingen bis zu 3 cm lange Dornen zu sehen und zu spüren. Die graubraune Borke ist tief gefurcht und hat eine netzartige Struktur. Der Stamm trägt eine locker schirmartige Krone.
Verbreitung
Ursprünglich beheimatet ist Robinia pseudoacacia in Nordamerika, doch wurde die Art schon im 17. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Man findet die Bäume nun fast in ganz Europa. Die größte europäische Population befindet sich in Ungarn wo ca. 23% der Bäume Robinien sind. In Österreich beschränken sich die Vorkommen auf die östlichen Bundesländer. Das Pioniergehölz zeichnet sich durch eine hohe Schadstoffresistenz aus, was es zu einem beliebten Straßen- und Stadtbaum macht.
Gefährdung und Schutzstatus
Es besteht keine Gefährdung.
Lebensweise
Die Robinie besitzt die Fähigkeit, Luftstickstoff mit ihren Wurzelknöllchenbakterien zu binden und sich damit selbst Nährstoff zu bilden. Diesen Vorteil nutzt der Baum besonders wenn es um die Erstbesiedlung von Problemstandorten geht. Dort wo es für andere Pflanzen wegen Trockenheit und Nährstoffmangel wenig attraktiv erscheint, gedeiht die Robinie immer noch und erstrahlt sogar in frischem Grün.
Die Vermehrung erfolgt über Samen, aber auch durch Ausbildung von Wurzelsprossen. Das Einzige, das zur Etablierung der Keimlinge notwendig ist, ist viel Licht. Noch dazu gehört der Baum zu den schnell wachsenden Lichtbaumarten und kann in kurzer Zeit erstaunliche Höhen erreichen. Untersuchungen haben ergeben, dass Robinia pseudoacacia binnen 5 Vegetationsperioden eine mittlere Höhe von 14 Metern erreichen kann. Problematisch könnte es werden, wenn die Robinie bei einer künftigen Klimaerwärmung noch weiter an Bedeutung gewinnt. Schon jetzt kann es passieren, dass auf Grund der außerordentlichen vegetativen Vermehrungskraft ganze Waldbestände unterwandert werden. Von besonderer Bedeutung ist das Eindringen in natürliche Pflanzengesellschaften, wo die Robinie weitreichende und nachhaltige Veränderungen in der Vegetation auslösen kann. Aus der Sicht des Naturschutzes ist die Anreicherung von Stickstoff an Sonderstandorten wie Trockenrasen abzulehnen, da dadurch seltene Pflanzen verdrängt werden.
In ihrem Ursprungsgebiet wird die Robinie bereits nach 20-30 Jahren von schattenverträglichen Baumarten abgelöst, was leider in Mitteleuropa nicht beobachtet werden konnte. Andererseits könnte man auf Grenzstandorten, die durch den voranschreitenden Klimawandel besonders betroffen sind, mit der Robinie einen Baum haben der auch unter widrigen Umständen mit Wachstum aufwarten kann und Erosionsschutz bietet. Im Nationalpark Donau-Auen ist Robinia pseudoacacia als „invasiver“ Neophyt mit sehr großem Verdrängungspotential zu betrachten.
Will man etwas gegen die Ausbreitung des Baumes unternehmen, so sollte ihn keinesfalls nur fällen, was zu starkem Stockausschlag und zur Stabilisierung des Bestandes führen würde. Als Bekämpfungsmaßnahme kommt vor allem partielles Ringeln der Rinde in Frage.
Besonderes
Das Alkaloid Robinin ist verantwortlich dafür, dass der Baum für Menschen und Tiere extrem giftig ist. Besonders hoch konzentriert ist Robinin in der Rinde und den Früchten. Als Vergiftungssymptome beim Menschen treten Erbrechen und Krämpfe auf. Bei Tieren, insbesondere Pferden kommt es zu Erregungszuständen und Koliken.