Der Artname helleborine der zu den Orchideen gehörigen Pflanze leitet sich aus dem griechischen „helleborus“ ab und bezeichnet den früheren Gattungsnamen des Weißen Germer, wessen Blätter große Ähnlichkeit mit Epipactis helleborine haben.
Merkmale
Das Höhenwachstum der Breitblättrigen Stendelwurz variiert zwischen 20 bis 90 cm, manchmal sogar bis 100 cm. Der am Grunde überlaufene Stängel bildet 4 bis 10 schraubig angeordnete Blätter aus, wächst zunächst kahl und ist im oberen Teil flaumig behaart. Die steif abstehenden Blätter sind eiförmig bis lanzettlich 5 bis 15 cm breit, an der Basis kürzer und breiter aber nach oben zu kleiner und schmäler werdend, die obersten tragblattartig geformt.
Der Blütenstand, unaufgeblüht seitlich übergebogen, trägt zahlreiche locker stehende Einzelblüten welche in der Farbe grünlich bis rötlich variieren. Die Blüten, oftmals in eine Richtung ausgerichtet, besitzen einen kurzen ungedrehten 6rippigen Fruchtknoten der allmählich in den gedrehten Stiel übergeht. Sowohl der Fruchtknoten als auch der Stiel können kahl oder behaart sein. Die äußeren Blütenhüllblätter (Sepalen) sind auf der Außenseite immer grün, variieren hingegen auf der Innenseite von grün bis rosa oder rötlich überlaufen. Die inneren Blütenhüllblätter (Petalen) sind deutlich kürzer als die Sepalen und außen ebenfalls immer grün, auf der Innenseite hingegen hellgrün bis rosa-rötlich getönt.
Die Lippe wird bei allen Epipactis-Arten in Vorderlippe (Epichil) und Hinterlippe (Hypochil) unterteilt. Bei der Breitblättrigen Stendelwurz sind die Vorder- und die Hinterlippe starr miteinander verbunden. Das Hypochil ist napfförmig und innen braunrot gefärbt; das Epichil welches ebenfalls in seiner Farbe sehr variieren kann (von komplett grün bis rötlich-braun überlaufen) ist herz- bis eiförmig mit zurückgeschlagener Spitze und kann 2 Höcker am Grunde ausbilden. Die Blütezeit reicht von Anfang Juni bis September, je nach geographischer Lage.
Verbreitung
Die Art kommt in ganz Europa vor, reicht ostwärts bis zum Kaukasus, südlich bis Nordafrika und ist in Österreich in allen Bundesländern vertreten. Diese Orchidee bevorzugt krautreiche (halb)schattige Buchenwälder, kommt aber ebenso in Mischwäldern, reinen Nadelwäldern und in Auwaldgesellschaften vor. Epipactis helleborine liebt (schwach)basen- und nährstoffreiche Böden, diese müssen aber nicht kalkhaltig sein.
Gefährdung und Schutzstatus
In Wien und Niederösterreich sind alle Arten der Gattung Epipactis vollständig geschützt.
Lebensweise
Der vom Wind verwehte und/oder vom Regenwasser eingeschwemmte Same wächst bevorzugt zwischen feuchtem von Humus zersetztem Laub. Noch im Jahr der Samenreife wird der Same im Boden durch Mykorrhizapilze infiziert und bildet bereits im kommenden Frühjahr das erste Laubblatt. Während der Wintermonate sterben die oberirdischen Organe ab und treiben im Frühjahr neu aus.
Besonderes
Besonders Wespen besuchen sehr gerne und häufig Epipactis helleborine (Wespenblume) wegen des angebotenen Nektars und der nach gärendem Obst duftenden Blüten. Die Blühperiode der Orchidee fällt genau in jene Zeitspanne in welcher der Wespenstaat seinen Entwicklungshöchststand erreicht, nämlich dann wenn die männlichen Wespen und die 2 Wochen später folgenden zukünftigen Königinnen das Nest verlassen.
Die Wespen besuchen Epipactis helleborine von den älteren, unteren Blüten hin zu den jüngeren, oberen, was gewährleistet, dass frischer Pollen der jungen Blüten zu benachbarten Pflanzen übertragen wird.