Die Weinbergschnecke gehört zur artenreichsten heimischen Familie, den Schnirkelschnecken. Den Namen bekam sie durch das früher häufige Vorkommen in Weinbaugebieten, wo sie sich durch das Abfressen der Weintriebe unbeliebt machte.
Merkmale
Ausgewachsen ist die Weinbergschnecke bis zu 10 cm lang und etwa 30 g schwer. Ihr Gehäuse kann einen Durchmesser von bis zu 50 mm bekommen, es hat fast immer die Form einer rechtsgängigen Spirale und besitzt ungefähr 5 Umgänge. Es ist typischerweise weißlich bis dunkelbraun und undeutlich gebändert. Am hinteren Ende des Kopfes befinden sich 2 kleine Fühler. Auf einem weiteren, deutlich größeren Fühlerpaar sitzen die Augen.
Die Kriechsohle am Ende des muskulösen Fußes sorgt für das Weiterkommen. Die Atmung erfolgt durch das seitliche Atemloch, auch der Darmausgang für den grünen Kot befindet sich seitlich. In freier Natur können Weinbergschnecken ein Alter von 8 Jahren erreichen.
Verbreitung
Die Weinbergschnecke ist in ganz Mitteleuropa verbreitet. Hauptsächlich in warmen Niederungen bewohnt sie feuchte und kalkhaltige Böden in Wäldern und ähnlichen Habitaten.
Gefährdung und Schutzstatus
In Österreich stehen die Weinbergschnecken unter Naturschutz. Da sie im Mittelalter als beliebte Fastenspeise galten und in vielen Ländern als Delikatessen begehrt sind, wurden sie teilweise sehr selten bzw. stand die Art schon kurz vor der Ausrottung.
Lebensweise
Weinbergschnecken sind Pflanzenfresser und raspeln mit ihrer Zunge kleine Stücke von weichen, frischen oder welken Pflanzenteilen, um sie anschließend hinunterzuschlucken. Sie scheinen dabei keine besondere Vorliebe für eine bestimmte Pflanzenart zu haben. Die Raspelzunge ist besetzt mit rund 40.000 kleinsten Zähnchen. Auf Nahrungssuche begibt sich die Schnecke in der Nacht, da sie Sonneneinstrahlung und Hitze nicht gut verträgt. Weinbergschnecken sind auf einen Lebensraum angewiesen, in dem sie Kalk aufnehmen können - diesen benötigen sie zum Bau des Gehäuses.
Nachdem die Schnecke in einer selbstgegrabenen Grube 40 bis 60 weiße, kugelrunde Eier ablegt und diese wieder verschlossen hat, schlüpfen nach einigen Tagen die Jungschnecken, die bereits eine Schale mit eineinhalb Windungen aufweisen. Zum Winter hin fressen sich die Schnecken einen Nahrungsvorrat an und suchen einen frostfreien Überwinterungsplatz unter der Erde auf. Dort verfallen sie in eine Kältestarre. Die Schalenöffnung verschließen sie mit einem Kalkdeckel, der sie vor ungebetenen Gästen schützt. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder über 8 Grad Celsius steigen, wird er mit dem Fuß wieder aufgestoßen.
Besonderes
Helix pomatia sind echte Zwitter; das Vorspiel zur eigentlichen Paarung kann bis zu 20 Stunden andauern. Dabei beginnen sich die Schnecken mit aneinander gepressten Fußsohlen aufzurichten, betasten sich sanft mit Lippen und Fühlern und wiegen sich dabei hin und her. Vor der eigentlichen Paarung stoßen sich die Schnecken einen etwa 5 mm langen sogenannten Liebespfeil in den Fuß. Diese kalkigen Stilette sind mit einem hormonhaltigen stimulierenden Sekret bedeckt. Damit zeigen sie, dass sie zur Paarung bereit sind. Meist fungiert ein Partner als Männchen, der andere als Weibchen. Zu einem späteren Zeitpunkt können die Geschlechterrollen getauscht werden.