Entgegen ihrem Namen ist die Waldmaus keine reine Waldart – aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit gilt sie als Pionier und zählt zu den ersten Einwanderern auf Waldentwicklungsflächen.
Merkmale
Die Waldmaus ist eine Säugetierart aus der Familie der Langschwanzmäuse. Sie kann bis zu 10 cm Körperlänge erreichen – ihr Schwanz ist ungefähr nochmal so lang. Das Rückenfell ist graubraun, die Bauchseite heller (weißlich bis silbergrau). Waldmäuse haben große Augen und große Ohren (was ein Hinweis darauf ist, dass sie hauptsächlich in der Nacht unterwegs sind und sich nur wenig unter der Erde aufhalten) sowie lange Tasthaare an der feinen Nase.
Wie alle Nagetiere haben sie Schneidezähne, die ihr ganzes Leben lang nachwachsen. Der lange Schwanz ist geringelt und behaart – er dient zum Balancieren, Abstützen und Festhalten, denn Waldmäuse sind äußerst geschickte Kletterer. Er zeichnet sich außerdem durch eine ganz spezielle Eigenschaft aus, die vielen Mäusen schon das Leben gerettet hat – versucht ein Fressfeind die Maus zu fangen und erwischt sie am Schwanz, reißt die Schwanzhaut ein und lässt sich leicht abstreifen – so hat der Feind nur die Haut im Maul und die Maus kann fliehen. Die Schwanzwirbel ohne Haut verdorren und fallen ab.
Verbreitung
Waldmäuse kommen in ganz Europa und Nordafrika vor – in Österreich in allen Bundesländern mit Verbreitungsschwerpunkt im östlichen Tief- und Hügelland. Sie bevorzugen zwar Lebensräume mit Kraut- und Strauchschicht, sind aber auch auf Getreidefeldern zu finden. Sie meiden jedoch reine Nadelwälder, da dort meist der nötige Unterwuchs fehlt.
Gefährdung und Schutzstatus
Die Art gilt weltweit nicht als gefährdet und untersteht daher auch keinem Schutz.
Lebensweise
Waldmäuse leben in einer großen Familie zusammen. Eines der erwachsenen Männchen hat den höchsten Rang in der Gruppe – alle anderen Tiere müssen sich ihm unterordnen. Das Wohngebiet wird markiert und auch gegen Eindringlinge verteidigt. Ihr Aktionsraum ist äußerst variabel und hängt stark vom vorhandenen Nahrungsangebot ab.
Da sich die Tiere am Erdmagnetismus orientieren können, haben sie einen ausgezeichneten Richtungssinn, wodurch sie stets zu ihren Baueingängen zurückfinden. Ihren Bau legen sie meist unterirdisch an, mit einer Wohnhöhle und einer separaten Vorratskammer. In milden Wintern können Waldmausweibchen schon im März – nach 23 Tagen Trächtigkeit - die ersten Jungen werfen (2 – 8 pro Wurf). Diese werden blind und nackt geboren und 3 Wochen lang gesäugt. Ein Waldmausweibchen kann theoretisch bis zu 120 Nachkommen im Jahr bekommen. Die Jungen erreichen ihre Geschlechtsfähigkeit bereits im 3. Lebensmonat. Da Mäuse eine wichtige Nahrung für Raubtiere sind, ist eine derart große Nachkommenschaft notwendig, um das Überleben der Art zu sichern.
Waldmäuse sind dämmerungs- und nachtaktiv und sie verfügen über eine außerordentlich feine Nase, die ihnen hilft, Fressbares aufzuspüren. Da sie täglich eine Nahrungsmenge aufnehmen müssen, die etwa einem Fünftel ihres Körpergewichts entspricht, verwenden sie viel Energie, um ausreichend Futter zu finden. Deshalb legen sie auch Vorräte an, um für schlechte Zeiten vorzusorgen. Zu ihrem bevorzugten Futter zählen Samen von Gräsern und Kräutern, Eicheln, Haselnüsse, Walnüsse, Bucheckern, aber auch Blätter, Pilze, Beeren und Früchte. Sie können aber gut auf Veränderungen reagieren und vorübergehend auch zum Fleischfresser werden (Insekten, Schnecken, Regenwürmer).
Besonderes
Die Waldmaus ist kein Forstschädling, denn sie verursacht weder Fraß- noch Nageschäden an Gehölzen. Im Gegenteil – durch ihr Suchen und Deponieren von Nahrung trägt sie wesentlich zur Verbreitung von Samen einiger Pflanzenarten bei: aus nicht gefressenen Samen in der Vorratskammer können junge Pflanzen entstehen, womit sie die Waldverjüngung positiv beeinflusst. Erd-, Blau- und Preiselbeeren werden von ihr gerne gefressen – die Samen der Beeren werden nicht verdaut und im Kot abgesetzt können sie keimen. In ihrem Fell werden Sporen von Pilzen mitgetragen, womit sie bei deren Verbreitung mithilft. Die Bekämpfung der Waldmaus ist deshalb weder sinnvoll noch zu rechtfertigen.