Süßwasserschwämme sind eine Familie aus dem Tierstamm der Schwämme. Im Gegensatz zu ihren auffälligen Verwandten im Meer sind die einheimischen Arten eher unscheinbar. Ihre Lebensweise kann dennoch spannende Einblicke in eine sehr urtümliche Lebensform geben.
Merkmale
In Mitteleuropa ist neben dem Geweihschwamm (Spongilla lacustris) auch der Klumpenschwamm (Ephydatia fluviatilis) ein relativ häufiger Vertreter in unseren Gewässern. Die strauchartig verzweigten Finger von Spongilla lacustris sollen bis zu 1 m lang werden können, dies aber nur bei guten Bedingungen im Sommer.
Dem Süßwasserschwamm fehlt eine klar definierte Form. Es werden meist Gebilde mit kleinen Buckeln und Rippen ausgebildet, die mit Poren versehen sind. Die Farben variieren dabei von weißlichen Formen bis zu kräftig Grün, wenn Algen eingelagert sind. Der Schwammkörper besteht typischerweise aus einer sehr zähen und widerstandsfähigen Eiweißverbindung, dem Spongin. Als Verstärkung dienen winzige Kieselsäurenadeln, die das fasrige Spongin durchsetzen. (Bei einem Schwamm aus dem Handel für diverse Putzzwecke sind diese Skelettnadeln herausgelöst, weshalb er ganz weich und geschmeidig wird.)
Die einzelnen Zellen des Organismus haben wohl unterschiedliche Funktionen, sie sind jedoch nicht, wie bei höheren Tieren, in Organen zusammengefasst. Des weiteren besitzen Schwämme auch keinerlei Sinnes- oder Nervenzellen.
Es kommen noch weitere Arten der Gattung Spongilla vor, die jedoch nur durch mikroskopische Untersuchung der Skelettnadeln in den Dauerstadien sicher bestimmt werden können. Die 2. Gattung Ephydatia dringt von allen einheimischen Schwämmen am weitesten, nämlich bis knapp 20 m in die Tiefe vor.
Im Falle, dass man einen lebenden Süßwasserschwamm zu Gesicht bekommt, wird einem der intensive, stechende Geruch, der an Jod erinnert, auffallen.
Verbreitung
Süßwasserschwämme kommen in vielen großen Seen und Flüssen vor, so auch im Nationalpark Donau-Auen. Tümpel werden gemieden. Die Verbreitung erfolgt vermutlich unter anderem durch gründelnde Enten, die Spongillidae in andere Gewässer übertragen.
Gefährdung und Schutzstatus
Es besteht keine Gefährdung, solange die Wasserqualität gesichert ist. Süßwasserschwämme sind biologische Ultrafilter und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Selbstreinigung der Gewässer.
Lebensweise
Spongillidae benötigen ein festes Substrat, wie Holzstücke oder Steine, um sich in einer Strömung anzusiedeln und sind dann zu keiner Ortsveränderung mehr fähig. Die Strömung führt fortwährend Nahrungspartikel und Wasser zum Atmen heran. Durch feine, kleine Poren in der Außenhülle wird Wasser angesaugt, der Sauerstoff wird daraus im labyrinthartigen Inneren aufgenommen. Nahrungspartikel wie gelöste organische Stoffe, Bakterien oder Einzeller werden ebenso herausgefiltert. Das verbrauchte Wasser fließt durch dickere Sammelkanäle wieder hinaus.
Die gefilterte Nahrung wird von frei beweglichen Fresszellen aufgenommen und an die übrigen Zellen verteilt.
Obwohl Schwämme getrennt geschlechtlich sind, scheint die sexuelle Vermehrung von untergeordneter Bedeutung zu sein. Weitaus erfolgreicher ist die vegetative Vermehrung durch Winterstadien. Diese oft kugeligen rot-gelben Winterstadien enthalten Stammzellen, die als einzige den Winter überleben. Im Frühjahr verlassen die Zellen die 2 mm große Kapsel und bilden einen neuen Schwamm.
Besonderes
Spongilla lacustris wird für medizinische Zwecke im Herbst gesammelt und in getrockneter Form verwendet. Er wird bei einer Erkrankung der Schilddrüse angewendet und soll Herzklopfen, Schlaflosigkeit und Schilddrüsenüberfunktion verhindern. Zusätzlich kann man auch Darreichungsformen wie Tropfen gegen Entzündungen der Augen zubereiten.