Der dunkle, gut bussardgroße Schwarzmilan ist an offene und halboffene, wasser- und waldreiche Landschaften in günstigen Klimalagen gebunden. Als typischer Auenvogel zählt er zu den Charaktervögeln der Donau-Auen, ist aber einer der seltensten Greifvögel Österreichs.
Der Nationalpark ist für diese Art das am dichtesten besiedelte und mit knapp 40% des Gesamtbestandes wichtigste Brutgebiet in Österreich. Illegale Greifvogelverfolgung und Störungen durch Freizeitnutzung sind Gefährdungsursachen für den Schwarzmilan und den nächstverwandten Rotmilan.
Merkmale
Mit etwa 150 cm Spannweite gehört der Schwarzmilan zu den größeren in Österreich brütenden Greifvogelarten. Mit einem Fernglas ist er einer der am leichtesten zu bestimmenden Greifvögel: kennzeichnend sind das schwarzbraune, auf größere Entfernung schwarz wirkende Gefieder und die markante schwalbenartige Kerbe im langen Schwanz, die sich jedoch bei stärkerer Spreizung zu einer geraden Hinterkante streckt.
Aber auch die oft etwas unter der Körpermitte gehaltenen und oft angewinkelt getragenen Flügel sowie der etwas matte Flügelschlag machen aus dem Schwarzmilan eine charakteristische Erscheinung. Nicht selten ist von ihm ein vibrierender Ruf zu hören ("wüihihihihihi").
Verbreitung
Das österreichische Brutgebiet, das nur etwa 60-70 Paare beherbergt, teilt sich in einen Ostteil, der im wesentlichen die Auen an March, unterer Thaya und Donau westwärts bis Oberösterreich umfasst, und einen Westteil, der sich vom Vorarlberger Walgau bis ins Rheintal erstreckt. Weltweit betrachtet ist der Schwarzmilan dagegen sehr weit verbreitet. Sein Brutgebiet umfasst mit Ausnahme der nördlicheren Breiten ganz Eurasien, Afrika und reicht bis nach Australien.
Besonders häufig ist er in seenreichen Landschaften wie in der Schweiz, in Norditalien oder Nordostdeutschland sowie in den savannenartigen Landschaften Zentralspaniens. Als Aasfresser übernimmt er in manchen tropischen Städten auch die Rolle der "Gesundheitspolizei"; in Istanbul sollen um 1937 noch 500 (!) Paare des Schwarzmilans gebrütet haben.
Gefährdung und Schutzstatus
Der Schwarzmilan war früher in den Donau-Auen laut Kronprinz Rudolf "häufig und allverbreitet" und horstete hier geradezu kolonieartig, obwohl er zu jener Zeit stark verfolgt wurde. Durch die Flussregulierungen schrumpfte auch der Bestand des Schwarzmilans auf einen kleinen Rest zusammen, er zählt heute zu den stark gefährdeten Brutvögeln Österreichs. Insbesondere die ostösterreichische Population erlitt einen starken Rückgang.
Die Gründe sind bisher unklar, es könnte jedoch ein Zusammenhang mit der wiederaufflammenden illegalen Greifvogelverfolgung bestehen, die in den letzten Jahren gerade in Niederösterreich zunehmend um sich griff. Weiters ist der Schwarzmilan störungsanfälliger als andere Greife. Von den Donau-Auen ist bekannt, dass gerade die Bruten in den exponiertesten Horsten (z.B. in der Nähe häufig begangener Wege) oft von den Brutpaaren aufgegeben werden.
Lebensweise
Der Schwarzmilan ist ein Zugvogel, der im tropischen Afrika überwintert und etwa Ende März wieder im Brutgebiet eintrifft. Die Vögel zeigen Horstplatztreue, die Paare kommen oft bereits gemeinsam an. Die Flugbalz kann recht spektakulär sein: die Paare fliegen gemeinsam in wechselnden Bogenlinien, kreisen zusammen und attackieren sich zum Schein; manchmal fassen sie sich dabei gegenseitig mit den Fängen und lassen sich in Spiralen bis fast zum Boden herunterwirbeln.
Die Nahrungssuche führt den Schwarzmilan in langsamem, niedrigem Suchflug über offenes Gelände. Die häufigste Beute sind tote Fische, die von der Wasseroberfläche gegriffen werden. Gefressen werden aber auch Vögel, Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien, Insekten (z. B. fliegende Maikäfer), Aas, im Straßenverkehr getötete Tiere sowie Abfälle, die von Deponien geholt werden. Oft bedrängt er andere Greife und Großvögel wie Graureiher, bis sie ihre Beute fallenlassen.
Schwarzmilane sind recht gesellig und können ihre Horste - beinahe kolonieartig - recht nahe beieinander errichten. Besonders außerhalb der Brutzeit sammeln sich größere Fress- und Schlafplatzgemeinschaften von bis zu mehreren Hundert Vögeln.
Besonderes
Als gelegentlicher Besucher von Müllplätzen haben Schwarzmilane eine eher "pragmatische Einstellung" zur Gestaltung ihres Brutplatzes. Während die meisten Greife zur Auskleidung des Horstes Naturmaterialien wie Laub, Reisig, Federn, Haare und dergleichen verwenden, kann man in Milanhorsten auch verschiedenste Mitbringsel aus der menschlichen Zivilisation finden wie Stoffreste, Papier, Plastikfetzen, Schnüre, zuweilen auch recht skurrile (z.B. einen ausgestopften Sperber).