Dieser kleinere Verwandte des bekannteren Buntspechts ist ein richtiger "Eichenspecht" und ein Charaktervogel der eichenreichen Auwälder vom Typ der "Harten Au". Beim Nahrungserwerb zieht er das Stochern dem sonst bei Spechten üblichen Hacken vor.
Er ist daher an Baumarten mit tiefrissiger Rinde gebunden und folglich weitgehend auf alte, möglichst über 150 Jahre alte Eichen angewiesen. Durch die Zerstörung von Eichen- und Auwäldern hat er riesige Flächen an geeignetem Lebensraum verloren. Heute ist der Bestand durch intensivierte Forstwirtschaft gefährdet.
Merkmale
Der "Mittelspecht" liegt in Bezug auf seine Körpergröße zwischen dem allgemein bekannten Buntspecht und dem kaum mehr als spatzengroßen Kleinspecht. Vom Buntspecht, mit dem er am ehesten verwechselt werden kann, ist er vor allem durch den roten Scheitel unterschieden (den allerdings auch junge Buntspechte haben).
Weitere Erkennungsmerkmale sind die etwas gelblich getönten, gestrichelten Flanken und der verhältnismäßig kurze Schnabel.
Verbreitung
In Österreich liegen seine größten Vorkommen in den östlichen Landesteilen, speziell im Wienerwald sowie in den Donau- und Marchauen. Er kommt auch im Leithagebirge, im Weinviertel, in den niederösterreichischen Voralpen und in den Murauen vor. In den Donau-Auen ist er stellenweise ausgesprochen häufig. Entsprechend seiner Vorliebe für eichenreiche Wälder liegt der Schwerpunkt seiner Verbreitung in Mitteleuropa und den südlicheren Teilen Osteuropas. Im Osten erreicht er den Iran, im Norden das Baltikum und im Westen Nordspanien.
Gefährdung und Schutzstatus
Kronprinz Rudolf und Brehm bezeichnen ihn als den häufigsten Specht der Donau-Auen. Dass heute der Buntspecht wesentlich häufiger ist, gibt uns eine Vorstellung, wie verschieden der Auwald damals ausgesehen haben mag. Der Rodung der Eichenwälder für den Ackerbau, in jüngerer Zeit die Aufforstungen von Laubwaldstandorten mit Nadelbäumen und der Ersatz von Auwaldbäumen durch Plantagen schnellwüchsiger, exotischer Pappelhybriden haben zu großen Lebensraumverlusten für den Mittelspecht geführt. Gerade bei dieser Art sind die Effekte von Zerstückelung und Verinselung immer kleiner werdender Lebensraumflächen gut belegt. Die (nicht mehr ganz aktuelle) Rote Liste - Einstufung in Österreich lautet „potentiell gefährdet“, allerdings ist derzeit von einem weiteren Bestandesrückgang auszugehen. In vielen Teilen Europas ist der Mittelspecht bereits selten geworden oder gar ausgestorben (z.B. Schweden). Aus diesem Grund ist die Art durch die EU Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt.
Lebensweise
Der Mittelspecht bestreitet seine Nahrungssuche überwiegend nicht wie sein größerer Verwandter, der Buntspecht, der als typischer "Hackspecht" im Holz und unter Rinde nach Nahrung sucht. Als "Suchspecht" untersucht die Oberfläche von grober Borke und stochert in den Spalten und Ritzen, um z.B. an Käfer und Ameisen zu gelangen. Im Frühjahr werden auch Blätter abgesucht. Aufgelockerte Altbestände sind besonders günstige Nahrungsbereiche, weil die gut durchsonnten, totholzreichen Kronen hohe Insektendichten aufweisen.
Wie seine Verwandten hackt der Mittelspecht Jahr für Jahr eine Bruthöhle in einen morschen Stamm oder dicken Ast. Hier wird eine Brut pro Jahr hochgezogen. Da sich gerade auf den rauborkigen Eichen auch im Winter Insekten und andere Wirbellose in den Spalten und Ritzen verstecken können, bleiben Mittelspechte weitgehend im Brutgebiet.
Besonderes
Im Gegensatz zur Mehrzahl der Spechtarten trommelt der Mittelspecht nicht, um seinen Revieranspruch zu behaupten. Diese Funktion übernimmt der Gesang, eine Serie von 4-8 gedehnten ("quengeligen"), lauten Quäk-Lauten, die besonders im März auffällig sind.