Der Hirschkäfer ist der größte Käfer des Nationalparks und von Europa insgesamt. Es gibt bei dieser imposanten Art jedoch einen deutlichen Geschlechtsunterschied: die Männchen haben zu riesigen Zangen vergrößerte Oberkiefer, die Weibchen tragen kleine Oberkiefer und sind insgesamt durchschnittlich kleiner.
Merkmale
Die Männchen werden bis 90 mm, die Weibchen bis 50 mm groß. Das Männchen erkennt man an dem breiten Kopf und den großen rotbraunen Kieferzangen, dem Geweih. Die Weibchen haben einen schmalen Kopf ohne vergrößerte Zangen. Die Flügeldecken sind mittel- bis dunkelbraun. Hirschkäfer können gut fliegen.
Verbreitung
Die Art kommt in wärmeren Teilen Mittel-, Ost- und Südeuropas vor, wo es Eichen gibt. Während der Flugzeit von Ende Mai bis Juni/Juli sind Hirschkäfer im Nationalpark nahezu überall zu finden, vor allem in der Harten Au in der Nähe von alten Eichen.
Gefährdung und Schutzstatus
Der Käfer ist in Österreich potentiell gefährdet, im Nationalpark ist er nicht selten. Selten ist der Hirschkäfer nur durch das Verhalten der Forstwirtschaft geworden, die keine anbrüchigen und toten Bäume zulässt.
Lebensweise
Hirschkäfer fliegen vor allem in der Abenddämmerung Eichen an. Mit der pinselförmigen Unterlippe lecken die Tiere Säfte aus Baumwunden. Die Weibchen kneifen mit ihren kräftigen, kurzen Zangen Löcher in die Rinde von Zweigen und lecken den austretenden Saft auf. Männchen sind auf Weibchen angewiesen, die diese "Arbeit" für sie verrichten, wenn sie keine natürlichen Saftstellen vorfinden. Durch Verspritzen von Kot locken die Weibchen Männchen an.
Treffen sich mehrere Männchen bei einem Weibchen, kann es zum Kampf um das Weibchen und die Leckstelle kommen. Mit den Zangen stoßen und zwicken sich die Männchen, heben einander hoch und versuchen den Gegner vom Ast zu werfen. Ernsthafte Beschädigungen gibt es selten, Löcher können sich die Käfer aber durchaus in den Panzer zwicken. Der Sieger bleibt beim Weibchen, stellt sich darüber und leckt mit seiner langen Zunge den Eichensaft auf. Leckstelle und Weibchen werden gegen Artgenossen verteidigt.
Die Larven nennt man Engerlinge. Sie entwickeln sich in altem, morschem Eichenholz, selten in Rotbuchen. Sie brauchen dazu 5 -8 Jahre und erreichen 10 cm Länge! Die Verpuppung erfolgt in einer bis zu faustgroßen Puppenwiege im Boden, die der Männchen ist größer als die der Weibchen. Tiere, die während ihrer Larvenzeit weniger Futter vorfanden, sind als Erwachsene kleiner beziehungsweise haben ein kleineres Geweih.
Besonderes
Zur Flugzeit findet man oft die Köpfe und Vorderkörper von Männchen am Weg liegen. Diese Körperteile sind dank des insektentypischen Nervensystems noch viele Stunden, bis zu 48, in der Lage, sich zu bewegen und Menschenfinger blutig zu zwicken. Vorsicht! Am besten nimmt man die Tiere am Bruststück auf. Ob diese "toten", sich dennoch bewegenden Tiere Schmerzen empfinden, kann man nicht mit Sicherheit sagen, ebensowenig, ob sie fühlen, was mit ihnen geschehen ist. Die Sinnes- und Erlebniswelt eines Insektes lässt sich mit der eines Wirbeltieres nicht vergleichen.
Spechte fressen diese großen Käfer, verschmähen aber die Köpfe und reinen Chitinteile, die sie auf den Boden werfen.
Wegen seiner Größe und der rötlichen Zangen hat der Hirschkäfer viele volkstümliche Namen: Feuerschröter (von schroten oder zerkleinern, wegen der großen Zangen), Hausbrenner, Feueranzünder, Köhler, Hornschröter. Es galt früher der Aberglauben, die männlichen Hirschkäfer tragen Feuer in ihren (roten) Zangen im Flug durch den Wald.