Das zur Familie der Hörnchen zählende Ziesel ist ein Nagetier und fällt in seinem Verbreitungsgebiet vor allem durch sein schrilles Pfeifen auf. Durch „Männchen-Machen“ überwachen die Tiere ständig ihre Umgebung.
Merkmale
Das schlank gebaute Ziesel hat eine Körperlänge von etwa 20 cm und einen ungefähr 6 cm langen Schwanz. Ein ausgewachsenes Tier kann je nach Jahreszeit 200 bis 430 g wiegen.
Das Fell ist kurz und glatt, es weist eine gelblichgraue Färbung auf. Das Winterfell ist wesentlich dichter als das Sommerfell. Die Beine sind relativ kurz, aber kräftig gebaut.
Die auffällig großen Augen besitzen einen weiten Abstand zueinander und sitzen leicht seitlich am Schädel. Die dehnbaren Backentaschen zum Verstauen der Nahrung sind relativ klein. Im Bereich der Nase besitzen Ziesel lange Tasthaare.
Verbreitung
Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in den Steppen Südosteuropas, in Österreich erreicht das Ziesel seine westliche Verbreitungsgrenze. Bevorzugt werden Steppenlandschaften, Trockenrasenflächen, Brachen, Weiden, Wegraine und Böschungen. Wälder und dichte Bodenvegetation werden gemieden. Wie einem Naturführer früherer Zeit zu entnehmen ist, war das Ziesel auch auf den Trockenrasenflächen des jetzigen Nationalparks Donau-Auen heimisch, weiters war es vor allem im Marchfeld überaus häufig. Seit 2009 gibt es auf der Schlossinsel, dem Freigelände des schlossORTH Nationalpark-Zentrums, eine kleine Zieselpopulation.
Gefährdung und Schutzstatus
Die Art steht auf der Roten Liste der IUCN, der Bestand wird als gefährdet eingestuft. Das Ziesel gehört zu den streng zu schützenden Tierarten, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Das heutige Verbreitungsgebiet ist wesentlich kleiner als früher, zusätzlich ist es stark zersplittert. Zurückzuführen ist dieser Umstand auf Verlust von Steppenlandschaften und die intensivierte, maschinelle Landwirtschaft. Ein weiteres Problem ist die Zunahme der Vegetationshöhe aufgrund geringerer Mähfrequenzen.
Lebensweise
Das Ziesel ist tagaktiv und nur am Boden unterwegs. Zu ihrer Sicherheit beobachten die Nager permanent ihren Lebensraum und den Luftraum darüber. Sollte ein Feind in der Nähe der Behausung ausgemacht worden sein, erfolgt ein Warnpfiff. Dennoch warten die Tiere mit dem Verschwinden so lange, bis der Feind sich wirklich genähert hat.
Bei den Bauen kann man 2 Arten unterscheiden. Einerseits der Nestbau, der bis zu 1 m tief sein und bis zu 5 Röhren (Eingänge) haben kann. Er dient zur Aufzucht der Jungen und für den Winterschlaf, für den die Röhren von innen mit Erdreich verschlossen werden. In einem blind endenden Gang befindet sich der Abort. Andererseits werden Schutzbaue mit einfachen Röhren angelegt, wo das Ziesel bei drohender Gefahr Unterschlupf findet.
Jedes Ziesel besitzt seinen eigenen Bau, der selbst gegraben wird. Überhaupt graben sie für ihr Leben gern, dazu muss der Boden jedoch tiefgründig und gut entwässert sein. Mit den Vorderbeinen, teilweise auch mit den Zähnen wird die Erde unter den Bauch gescharrt und von dort mit den Hinterbeinen nach hinten befördert.
Unmittelbar vor dem Winterschlaf, der bereits im August, spätestens im September angetreten wird, erreichen die Tiere das höchste Gewicht. Während ihrer aktiven Zeit im Frühjahr und Sommer bringen sie auch Nahrungsvorräte in ihre Erdbauten, die jedoch nicht als Wintervorrat dienen. Hauptnahrung der Ziesel ist pflanzliche Kost wie Sämereien, Körner, Wurzeln, Zwiebeln und grüne Pflanzenteile. Daneben werden auch Käfer und die Raupen von Schmetterlingen nicht verschmäht.
In der Paarungszeit im April versucht das Männchen, möglichst viele Weibchen in seinem Revier zu begatten. Nach einer Tragzeit von ca. 26 Tagen bringt das Weibchen im weich ausgepolsterten Nest 2 bis 10 Jungtiere zur Welt. Sie werden anschließend ausschließlich vom Weibchen aufgezogen. Die Lebenserwartung liegt bei 6 bis 11 Jahren.
Zwischen den Individuen bestehen eher geringe soziale Bindungen, weswegen man von keiner echten Kolonie sprechen kann.
Besonderes
Beim Winterschlaf erstarrt Spermophilus citellus regelrecht. Die Körpertemperatur sinkt dabei von 37 auf 6 Grad Celsius. Gleichzeitig reduziert sich auch die Blutmenge drastisch. Sollte die Körpertemperatur Gefahr laufen, unter 5 Grad zu fallen, beginnen die Säuger mit dem „Kältezittern“. In dieser Phase wird aus dem gespeicherten Fett Wärme produziert. Dementsprechend wacht das Ziesel im Frühjahr mit nur der Hälfte seines herbstlichen Körpergewichtes wieder auf.