Als Fastenspeise waren die Sumpfschildkröten einst sehr begehrt und wurden in großen Mengen gefangen. Heute ist die Art durch die Zerstörung des Lebensraumes bedroht, der neben Gewässern auch geeignete Eiablageplätze bereithalten muss.
Merkmale
Europäische Sumpfschildkröten sind die einzige natürlich vorkommende Schildkrötenart Österreichs. Sie sind am dunklen flachen Panzer, den Schwimmhäuten und charakteristischen gelben Punkten zu erkennen.
Größen bis zu 18 cm (bei Weibchen), ein Maximalgewicht von 1 kg und Lebensdauer bis zu 60 Jahren zeichnen sie aus.
Das Geschlecht erwachsener Tiere ist anhand der Augen zu identifizieren: die Iris der Männchen ist orange, die der Weibchen gelb.
Verbreitung
Zum natürlichen Lebensraum zählen langsam fließende Flüsse, stille Altarme, Teiche und Tümpel mit dichtem Pflanzenbewuchs. Die Europäische Sumpfschildkröte ist im Nationalpark Donau-Auen verbreitet vorhanden, mit Schwerpunkt in den Augewässern am nördlichen Donauufer.
Gefährdung und Schutzstatus
Die Europäische Sumpfschildkröte besitzt in Mitteleuropa kaum noch fortpflanzungsfähige Populationen und gilt als stark bedroht. In den Marchauen wurden Sumpfschildkröten unbekannter Herkunft ausgesetzt. Insbesondere in den stadtnahen Bereichen der Lobau finden sich viele ausgesetzte importierte Schmuckschildkröten.
Lebensweise
Die Europäische Sumpfschildkröte verbringt den größten Teil des Tages bei der Nahrungssuche im Wasser. Besonders bei kühlen Wassertemperaturen, zum Beispiel im Frühjahr, nehmen die Tiere ausgedehnte Sonnenbäder auf im Wasser liegenden Baumstämmen oder am Gewässerrand. Das Beutespektrum umfasst alle überwältigbaren Wassertiere und reicht von diversen Wasserinsekten, über Würmer, Schnecken, Fische bis hin zu Amphibien und Amphibienlarven. Auch Wasserpflanzen sollen bei Knappheit an tierischer Nahrung angenommen werden.
Die Paarung findet bevorzugt im Wasser statt. 1 bis 2 Monate später wandert das Weibchen zur Eiablage an trockene Böschungen und gräbt zumeist nachts mit den Hinterbeinen eine faustgroße Grube. Zur Erleichterung des Grabvorganges wird in der Harnblase ein Wasservorrat transportiert und nach Bedarf abgegeben. Nach dem Ablegen der etwa 10 Eier wird diese sorgfältig verschlossen. Die Jungtiere schlüpfen einige Monate später im Herbst oder überwintern bis zum Frühjahr in der Höhle. Viele Gelege werden von Mardern oder Füchsen aufgespürt und geplündert.
Die kalte Jahreszeit verbringen die Schildkröten in unseren Breiten in Winterruhe im Wasser, im Schlamm vergraben.
Besonderes
Europäische Sumpfschildkröten können auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen weite Strecken zurücklegen. Immer wieder werden auf den Straßen der Anrainergemeinden des Nationalparks Tiere gefunden. Diese sollten nach Möglichkeit nicht aufgehoben werden, da sie dabei den zum Graben erforderlichen Wasservorrat aus der Harnblase freisetzen. Eine große Gefahr für die Bestände der einheimischen Sumpfschildkröte entsteht durch die Freilassung von importierten Schmuckschildkröten. Diese "Entsorgung" von Aquarientieren ist naturschutzrechtlich strengstens untersagt!
Schutzprojekt
Im Nationalpark Donau-Auen werden die Europäischen Sumpfschildkröten besonders gefördert. Neben Erforschung und der Verbesserung ihrer Lebensraumbedingungen werden die Gelege in einer Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn geschützt. Förderer können einzelne Nester „adoptieren“. So wird die aufwändige Schutzarbeit finanziert, welche die Bedeckung und Kontrolle von Gelegen, Entnahme der Eier an ungünstigen Standorten und Wieder-Freilassung der Schlüpflinge umfasst.
Informationen zum Gelegepatenschaftsprogramm
Mehr zum Schutzprojekt: www.sumpfschildkroete.at
Informationsbroschüre zum Artenschutzprojekt Europäische Sumpfschildkröte
Tipp: In einem Freigehege auf der Schlossinsel sind die beeindruckenden Europäischen Sumpfschildkröten für Gäste aus der Nähe zu beobachten!
Hinweis: Die Niederösterreichische Versicherung unterstützt das Artenschutzprojekt Europäische Sumpfschildkröte.