„Naturbelassene Wege“ machen natürliche Prozesse in Nationalparks Donau-Auen, Thayatal und Gesäuse erlebbar.
Nationalparks dienen neben dem Erhalt natürlicher und naturnaher Lebensräume auch als Erholungsraum für Besucherinnen und Besucher, denen ein möglichst unverfälschtes Naturerlebnis geboten werden soll. Jedoch ergibt sich mit der Ausweisung von Wegen unvermeidlich die Verpflichtung zur Sicherung dieser und somit zur Beseitigung von Risiken durch Bäume. Für die Gäste der österreichischen Nationalparks sollen ab sofort die charakteristischen Prozesse von Naturwäldern, wie Absterbe- und Zersetzungsphasen alter Bäume, durch eine neue Wegkategorie erfahrbar gemacht werden: Der „naturbelassene Weg“ ist im Gelände durch Hinweisschilder gekennzeichnet.
Die Eingriffe auf diesen naturbelassenen Routen sind stark reduziert und ermöglichen dadurch die Entwicklung einer reichhaltigen, für Besucherinnen und Besucher sichtbaren Tier- und Pflanzenwelt am Wegesrand. „Alternde Bäume haben einen sehr hohen ökologischen Wert. Die Ausweisung dieser naturbelassenen Wege ist ein Meilenstein, um Gästen die Charakteristik intakter natürlicher Lebensräume noch besser zu vermitteln und menschliche Eingriffe in den Naturzonen der Nationalparks stark zu reduzieren“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Der Nationalpark Donau-Auen hat sich gemeinsam mit Partnerinstitutionen seit Längerem intensiv für eine Lösung eingesetzt, Gästen auf definierten Wegeabschnitten möglichst natürliche Waldbilder zeigen zu können. Mit den „naturbelassenen Wegen“ werden hier nun trotz geltendem Wegegebot die alternden Bäume im Schutzgebiet als spezieller, vielfältiger Lebensraum erlebbar. Anlässlich des Starts der Markierung dieser Wegeabschnitte besuchten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Sandra Klingelhöfer, Leiterin der Abteilung Naturschutz der NÖ Landesregierung in Vertretung von LH-Stv. Stephan Pernkopf den Nationalpark Donau-Auen.
„Ich freue mich sehr, dass in den beiden niederösterreichischen Nationalparks Thayatal und Donau-Auen die neue Wegkategorie den Besucherinnen und Besuchern eine verbesserte Möglichkeit bietet, unversehrte Natur und Artenvielfalt zu erleben“, hält Abteilungsleiterin Sandra Klingelhöfer, NÖ Landesregierung fest.
„Für die Wiener Bevölkerung ist der Nationalpark Donau-Auen ein wichtiger Naherholungsraum, zugleich ist bietet er einzigartige Lebensräume für viele geschützte Arten. Insgesamt kann man hier in ein ganz besonderes Naturerlebnis eintauchen, das es aber auch zu bewahren gilt“, betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Die Grundlage für die Ausweisung liefert ein Baumhaftungskonzept, das in der Publikation „Baumgefahren-Management in Österreichs Nationalparks“ von Karoline Zsak und Ernst Karner, erschienen im Jan Sramek Verlag, genau erläutert wird. Die Sicherung des Weges vor akuten Gefahren bleibt auch auf naturbelassenen Wegen gewährleistet, so werden z. B. über den Weg ragende, lose Baumteile entfernt. Absterbende und tote Bäume bleiben jedoch im Ökosystem. Für Besucherinnen und Besucher bedeutet dies, sich eigenverantwortlich zu bewegen und entlang der betreffenden, markierten Waldabschnitte besonders achtsam zu sein.
Eine wesentliche Aufgabe der österreichischen Nationalparks ist es, der Natur wieder Raum zu geben, damit sie ihre ökologischen Prozesse ungestört entfalten kann. „Alte Bäume bilden die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Organismen wie Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger, Insekten, Pilze und Flechten. Diese benötigen die unterschiedlichen Stadien und Zustände der Bäume bis hin zum Totholz als Lebensraum und Nahrungsquelle. Diese Artenvielfalt können wir nun für die Gäste viel besser erlebbar machen“, so Edith Klauser, Direktorin des Nationalpark Donau-Auen.
Herbert Wölger, Direktor des Nationalpark Gesäuse, ergänzt: „Die besondere Naturschutzleistung eines Nationalpark-Waldes liegt darin, dass Bäume nicht im besten Alter gefällt werden, sondern den gesamten Zyklus inklusive Zerfallsphase durchmachen. Mit der Ausweisung von naturbelassenen Wegen wird die Zerfallsphase von Bäumen nicht den Blicken von Besucherinnen und Besuchern entzogen, sondern kann – gemäß unserem Bildungsauftrag – auch vermittelt werden. Wir können mit naturbelassen Wegen unsere Naturschutz- als auch Bildungsziele besser erreichen.“
Über Nationalparks Austria
Der Dachverband Nationalparks Austria vereint die sechs österreichischen Nationalparks und fördert seit 2011 die dynamische Weiterentwicklung der Schutzgebiete, die Umsetzung gemeinsamer Projekte und die öffentlichkeitswirksame Kommunikation geteilter Anliegen.
Als gemeinsame Initiative von Nationalparks Austria können ab sofort naturbelassene Wege in den Nationalparks Donau-Auen, Thayatal und Gesäuse besucht werden.