Der als „Vater der deutschen Nationalparks“ international bekannte Biologe besuchte Mitte Oktober Österreich. Bei einer Bootsbefahrung im Fachkreis besichtigte Prof. Succow die erfolgreich umgesetzten Renaturierungsprojekte im Nationalpark Donau-Auen.
Prof. Michael Succow hat als stellvertretender Umweltminister der DDR, aktiver Naturschützer und Lehrender maßgeblich dazu beigetragen, dass Nationalparks und Biosphärenreservate in Ostdeutschland geschaffen und langfristig unter Schutz gestellt wurden. Für seinen Einsatz wurde ihm 1997 der Alternative Nobelpreis seitens der Right Livelihood Award Foundation verliehen. 1999 gründete er seine Stiftung zum Schutz der Natur. Er unterstützt bis heute auf nationaler und internationaler Ebene die Gründung sowie Weiterentwicklung von Großschutzgebieten mit Fokus auf Feuchtgebiete.
Am 18. Oktober besuchten Prof. Michael Succow und Stiftungsratsvorsitzende Kathrin Succow im Rahmen ihres mehrtägigen Aufenthaltes in Österreich den Nationalpark Donau-Auen, um die hier umgesetzten Renaturierungsmaßnahmen zu besichtigen. Auf Initiative von Nationalparkdirektorin Edith Klauser wurde gemeinsam mit Experten die frei fließende Donau sowie der revitalisierte Spittelauer Arm bei Stopfenreuth per Schlauchboot befahren. Bei dieser Fachexkursion nahmen Naturschutzbund Präsident Thomas Wrbka, WWF Flussexperte Arno Mohl, Prof. Fritz Schiemer von der Universität Wien, Christian Baumgartner als Bereichsleiter Natur & Wissenschaft im Nationalpark Donau-Auen sowie Medienvertreterinnen und Medienvertreter teil.
„Ich bin tief beeindruckt, dass in Mitteleuropa ein Stück der Donau erhalten wurde, das noch ökologisch funktionstüchtig ist. Hier ist es gelungen, in Österreichs größtem Fluss etliche Kilometer an befestigtem Ufer zu entfernen und die Gewässer erneut zu vernetzen, dem Wasser in seiner ungeheuren Dynamik wieder den Weg freizugeben. Es ist eine Landschaft voller Leben und Vielfalt, mit Seitenarmen, Flussinseln, ausgerissenen Baumstümpfen. Einer Wildnis, und dies vor den Toren einer Großstadt. Ich kenne viele Gebiete in Europa, auch viele Flussauen, doch das ist ein äußerst gelungenes Beispiel von Revitalisierung und Wiederherstellung einer dynamischen Auenlandschaft“, erklärte Prof. Michael Succow nach der Befahrung.
„Der Nationalpark Donau-Auen setzt in seiner Naturschutzarbeit von Beginn an einen Schwerpunkt auf ökologischen Wasserbau, wie Uferrückbau und Wiederanbindung von Seitenarmen an die Donau. Diese erfolgreichen Projekte haben Vorbildcharakter und finden internationale Beachtung. Es freut mich sehr, dass Prof. Michael Succow sich heute persönlich einen Eindruck verschaffen konnte, wie rasch durch solche Maßnahmen wieder vielfältige, wertvolle Flusslebensräume entstehen können. Prof. Succow hat wichtige Aufbauarbeit für zahlreiche Naturschutzvorhaben geleistet. Mit seinem besonderen Engagement und seiner Liebe zur Natur motiviert er viele Menschen, die für den Naturschutz tätig sind“, sagte Nationalparkdirektorin Edith Klauser anlässlich des hochkarätigen Besuchs inklusive fachlichem Austausch.
Um die ebenfalls sehr erfolgreichen Artenschutzmaßnahmen für die Europäische Sumpfschildkröte kennenzulernen, besuchte Prof. Michael Succow mit Nationalparkdirektorin Edith Klauser zum Abschluss seines Aufenthaltes am 19. Oktober weiters das schlossORTH Nationalpark-Zentrum sowie einen Standort im Nationalpark Donau-Auen, an dem die Gelege des bedrohten Reptils in Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn geschützt werden. So wird den Jungtieren jährlich ein erfolgreicher Schlupf ermöglicht.
Die Wiederanbindung des Spittelauer Arms wurde von viadonau, Experten im ökologischen Wasserbau, in enger Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung 2019/20 als jüngstes von mehreren großen Renaturierungsprojekten an der Donau östlich von Wien umgesetzt. Die Maßnahmen ermöglichten auch hier in Kürze die Wiederausbildung eines natürlichen Gewässersystems. Charakteristische Lebensräume wie Steiluferkanten, seichte Wasserzonen, stark durchströmte Abschnitte und Kiesbänke entstehen erneut. Sie werden von Tier- und Pflanzenarten genutzt, die auf solche Standorte angewiesen sind. So werden u. a. Weidengehölze und Pappeln, Eisvogel, Flussregenpfeifer und diverse Flussfische gefördert. Auch der Seeadler findet wieder geeignete Jagdreviere und brütet jedes Jahr in der Stopfenreuther Au. Aktuell sind bereits weitere Projekte an mehreren Standorten im Nationalpark Donau-Auen in Planung.
Fotos: Ossenbrink
Mehr zum Thema: Anlässlich seines Besuchs iführte Nationalparkdirektorin Edith Klauser ein Interview mit Professor Michael Succow für unseren Blog.