Rund 75 Teilnehmende besuchten am 11. Dezember die Veranstaltung im Volksheim Fischamend mit Fachreferaten und Podiumsdiskussion. Das Nationalparkforum ist ein jährliches Informationsangebot für die Region mit wechselnden Themenschwerpunkten.
Nationalparks sind Hotspots der Biodiversität und oft letzte Refugien bedrohter Arten. Doch menschliche Einflüsse auf die Lebensräume sowie der Klimawandel als globales Phänomen wirken auch auf die Schutzgebiete und ihre Artenzusammensetzung ein.
Ist die Klimakrise im Nationalpark Donau-Auen angekommen? Was bedeuten steigende Wassertemperaturen für die Fischfauna im Nationalparkgebiet? Inwieweit können Revitalisierungsprojekte helfen, die Effekte des Klimawandels abzupuffern? Das Nationalparkforum, eine jährliche Informationsveranstaltung für die Region, stand heuer im Zeichen dieses Themenkreises und wurde von zahlreichen Interessenten sowie Vertretern diverser Partnerinstitutionen besucht.
Bürgermeister Thomas Ram und Umweltgemeinderat Tobias Leister begrüßten die Gäste im Volksheim Fischamend. Nationalparkdirektorin Edith Klauser hob einleitend die Bedeutung des Nationalpark Donau-Auen für die Artenvielfalt hervor. Über 7.000 Arten an Pflanzen und Tieren wurden hier bislang nachgewiesen, darunter 49 heimische Fischarten. Zur Bewahrung und ökologischen Verbesserung der Flussauenlebensräume wurden seit der Nationalparkgründung 1996 bereits ein Dutzend Renaturierungsprojekte umgesetzt, weitere sind in Vorbereitung.
Klaus Haslinger, Leiter der Fachabteilung Klimasystem und -folgen bei Geosphere Austria, erläuterte in seinem Vortrag die Trends der Klimaentwicklung und Prognosen für die Nationalparkregion. Spürbar war heuer der wärmste Herbst im Tiefland seit Beginn der Messgeschichte. Insgesamt nimmt die Zahl heißer Tage pro Jahr zu, ebenso Niederschlagsereignisse mit hoher Intensität sowie Dürreperioden. Für den Nationalpark Donau-Auen zeigen Modellrechnungen zukünftig höhere Mitteltemperaturen, längere Vegetationsperioden, häufigere Hitzewellen, selteneres Zufrieren, höhere Verdunstung, Zunahme von Starkregen und häufigere Niederwasserphasen in der warmen Jahreszeit.
Günther Unfer von der Universität für Bodenkultur, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement führte die Effekte veränderter Umweltbedingungen auf die Fischfauna aus. Ein wesentlicher Faktor für Fische als wechselwarme Organismen ist die Wassertemperatur. Diese wirkt sich auf Wachstum, Vitalität, Fressverhalten, Fortpflanzung, Aufenthaltsort innerhalb der Gewässer etc. aus. Zusätzlich beeinflusst die Wassertemperatur den Sauerstoffgehalt des Habitats. Innerhalb des Längsverlaufs von Gewässers gibt es jeweils Artengemeinschaften von Fischen, die optimal an die vorherrschenden Bedingungen angepasst sind. Die mittlere Wassertemperatur im Nationalparkabschnitt der Donau steigt messbar. Zu erwarten ist daher eine Verschiebung des Artenspektrums. Karpfenartige Fische sowie Welse gehören zu den profitierenden Arten, hier ist eine Zunahme zu erwarten. Andere Arten, wie diverse Lachsartige, werden zurückgedrängt. In kleineren Zubringerflüssen zeigen Niederwasser und Hitze zudem deutlichere negative Wirkungen als im Donaustrom, der einen großen, stabilen Wasserkörper darstellt. Mit zunehmender Temperatur sinkt u. a. die Sauerstoffsättigung. Wesentlich für den Erhalt der Fischbestände im Umland sind daher Maßnahmen wie die Schaffung von Retentionsräumen und tieferen Einständen, gute Vernetzung der Lebensräume, vermehrte Beschattung der Fließgewässer durch Uferbewuchs und Vermeidung von Überdüngung.
An der folgenden Interviewrunde unter Leitung von Nationalpark-Ranger Manfred Rosenberger nahmen neben Edith Klauser, Tobias Leister, Klaus Haslinger und Günther Unfer auch Franz Kiwek, Präsident der Österreichischen Fischereigesellschaft gegr. 1880 und Christoph Litschauer, Projektkoordinator im Nationalpark Donau-Auen teil.
Die Fischereiverbände beteiligen sich intensiv an erfolgreichen Renaturierungsprojekten für Flüsse. Ein prominenter Vertreter ehemaliger Donaufische, der Huchen, ist bereits in die stromauf liegenden, kühleren Zubringer ausgewichen. Erfolgreiche regionale Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Gemeinden jüngerer Zeit sind die Umsetzungen an der Fischa und Schwechat im Rahmen des Alpen Karpaten Fluss Korridor Projektes. So wurde z. B. mittels Errichtung einer Fischaufstiegshilfe in der „Kleinen Au“ in Fischamend ein Laichplatz mitten im Ort geschaffen, der binnen kurzer Zeit von der Nase als typische Fischart gut angenommen wurde.
Abschließend konnten noch Fragen aus dem Publikum an das Podium gerichtet werden. Unter anderem wurde erörtert, dass zum Management der in Zukunft zu erwartenden Hochwasserereignisse neben einer intakten Aulandschaft der Donau insbesondere Retentionsräume im weitläufigen Einzugsgebiet erforderlich sein werden. Weitere Wortmeldungen gab es zum Sedimenttransport im Fluss, Erhalt von Feuchtwiesen sowie potentiellen zukünftigen Flächenerweiterungen im Nationalpark.