BM Leonore Gewessler, NÖ LH-StV Stephan Pernkopf, StR Jürgen Czernohorszky und Nationalparkdirektorin Edith Klauser pflanzten junge Eschen
Der Nationalpark Donau-Auen wurde 1996 gegründet. Seither nehmen die Wälder eine Entwicklung zurück zur Wildnis. Zu den wichtigsten Baumarten der Flussauen zählt die Esche. Sie trägt wesentlich zur typischen Artenvielfalt im Schutzgebiet bei. „Das Nationalparkmanagement beinhaltet, natürliche Prozesse sowie heimische Tier- und Pflanzenarten zu fördern und den menschlichen Einfluss zu reduzieren. Alle sechs österreichischen Nationalparks folgen diesem Leitbild, sie entwickeln und bewahren einzigartige Ökosysteme“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Heuer werden zwei Jubiläen begangen: „Neben dem 25jährigen Bestehen des Nationalpark Donau-Auen feiern wir auch 50 Jahre Heiligenbluter Vereinbarung. Denn am 21. Oktober 1971 wurde der offizielle Entschluss gefasst, in den Hohe Tauern den ersten Nationalpark des Landes zu gründen – als Grundstein einer Erfolgsgeschichte“, so Gewessler.
In jüngerer Zeit geraten die Eschenbestände Europas durch eine Pilzkrankheit, das Eschentriebsterben in Bedrängnis. Aktuell wird am Bundesforschungszentrum für Wald an Resistenzen geforscht. „Schutzgebieten wie dem Nationalpark Donau-Auen kommt eine besondere Bedeutung zu. Hier entfällt die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Nutzung der Baumbestände, die Nationalparkwälder werden zu einmaligen Freiluftforschungsstätten für die Wissenschaft. Wir können natürliche Prozesse in längeren Zeiträumen beobachten. Eschen erhalten die Chance, Abwehrmechanismen gegen die Erkrankung zu entwickeln. Widerstandsfähige Exemplare können in Folge Beiträge zur gezielten Vermehrung resistenter Bäume für die Wälder der Zukunft in Österreich und in ganz Europa leisten“, betont Niederösterreichs LH-StV Stephan Pernkopf.
Auf mehreren Standorten im Nationalpark Donau-Auen werden daher heuer bis Jahresende insgesamt 1.500 junge Eschen ausgepflanzt und dann laufend wissenschaftlich begleitet.
Die Stadt Wien hat mit der Lobau sowie Flächen in Mannswörth ca. 25% Anteil am Nationalparkgebiet. Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien betreut bzw. pflegt diesen Teil des Gebiets. Auch die Zaineth- bzw. Poigen-Au in Mannswörth gehört zu den betreuten Bereichen: “Flächen, die lange durch intensive Forstwirtschaft geprägt waren, werden seit der Nationalparkgründung vor 25 Jahren durch unsere Fachleute schrittweise in naturnahen Wald umgewandelt. Hier in der Zaineth- bzw. Poigen-Au finden wir nun wieder eine Vielfalt an Gehölzen. Damit haben wir die Grundlage für eine natürliche Waldentwicklung geschaffen, die dem Nationalpark zugutekommt“, erklärt Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Im Rahmen des Nationalpark-Jubiläumsjahres setzten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, LH-StV. Stephan Pernkopf, Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Nationalparkdirektorin Edith Klauser am 18. Oktober in der Mannswörther Au mehrere Jungeschen. Diese stammen aus dem Eschenforschungsprojekt und geben Anlass zur Hoffnung, dass sie zu kräftigen, widerstandsfähigen Bäumen heranwachsen werden.
Nationalparkdirektorin Edith Klauser unterstreicht abschließend den Wert der Wälder in den Donau-Auen östlich von Wien: „In den vergangenen 25 Jahren wurden vielfältige Erfolge erzielt. Neben der Entwicklung natürlicher Artenzusammensetzungen nimmt der Anteil an Alt- und Totholz kontinuierlich zu. Diese Strukturen bieten Lebensraum für eine Fülle an Organismen: vom Seeadler, der in den ausladenden Kronen alter Bäume seinen Horst baut über Spechte, die in morschen Stämmen ihre Höhlen zimmern bis zum Hirschkäfer, der mehrere Jahre als Larve in Totholz zubringt, bevor er ausfliegt. Bereits jetzt ist dieser Wandel des Waldbildes für Gäste sichtbar. In Zukunft wird er schrittweise verstärkt wahrzunehmen sein. Kommende Generationen können hier authentische Natur erfahren und die prägenden Faktoren der Au erleben, nämlich den freien Fluss und den wilden Wald.“
Hintergrundinformation: Hilfe für die Esche
Die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) ist eine wichtige Baumart der Auwälder. Die Bestände Europas leiden jedoch zunehmend unter einer oft tödlich verlaufenden Pilzerkrankung, dem Eschentriebsterben. Als einzige Möglichkeit, die Esche in unseren Wäldern zu erhalten, gilt derzeit die Vererbung von Resistenzen. Dazu betreibt das BFW, Bundesforschungszentrum für Wald in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien und weiteren Partnern aktuell ein Forschungsprojekt.
Aufgrund der wirtschaftlichen Außernutzungsstellung der Baumbestände stellt der Nationalpark Donau-Auen für das Bestehen der Esche eine große Chance dar. Abseits von Wegen, wo keine Gefährdung von Gästen gegeben ist, können auch bereits von der Erkrankung befallene Bäume in ausreichender Zahl im Wald verbleiben. Der Zwang sie früh zu schlägern, um das Holz noch wirtschaftlich nutzen zu können, entfällt. Sie erhalten daher die Chance, dem Pilz langfristig mit Abwehrmechanismen zu begegnen. Für die Wissenschaft ergibt sich dadurch Gelegenheit, die mögliche Ausbildung von Resistenzen bei Eschen zu erforschen.
Zugleich können auf Nationalparkflächen, wie in einem großen Freilandlabor, junge Eschen ausgesetzt werden, bei denen man Resistenz oder zumindest erhöhte Widerstandsfähigkeit vermutet. Gedeihen diese, so können sie die Basis für weitere gezielte Nachzuchtprogramme liefern. Von potentiell resistenten Mutterbäumen aus dem Nationalpark Donau-Auen und weiteren Standorten Ostösterreichs wurden Samen entnommen und zielgerichtet vermehrt. Nach der Beobachtung von mehreren Generationen an Nachkommen im Versuchsgarten soll nun als nächster Schritt das Verhalten der vielversprechenden Jungeschen im Freiland erprobt werden. Auf mehreren Standorten im Nationalpark Donau-Auen werden heuer bis Jahresende insgesamt 1.500 Exemplare ausgepflanzt und dann laufend wissenschaftlich begleitet.