Faszinierende Strategien und Anpassungen der Tierwelt in den Donau-Auen sichern das Überleben in der kommenden kalten Jahreszeit.
Noch sind die Tage im Nationalpark Donau-Auen recht mild. Doch der Winter wird in Bälde das Regiment übernehmen – mit Kälte, gefrorenen Böden und kargem Nahrungsangebot. Die Pflanzen haben dann längst ihr Blätterkleid verloren und ihre Säfte eingezogen oder überdauern überhaupt im Boden – doch wie gehen die zahlreichen Tiere mit den extremen Bedingungen um? Sie haben faszinierende Strategien entwickelt.
Manche machen sich’s scheinbar leicht und entfliehen der Jahreszeit in wärmere Gefilde, wie unsere Zugvögel. Doch ist diese Reise ebenso mit Entbehrungen und Gefahren verbunden und nicht alle kehren im Frühjahr wieder.
Unter den Insekten gibt es zahlreiche Vertreter, deren adulte, also „erwachsene“ Entwicklungsstadien den Sommer nicht überleben. Ihre Eier oder Larven verbringen jedoch den Winter geschützt und entwickeln sich im Frühling weiter. So wählen unter anderem viele Schmetterlinge diese Strategie und verpuppen sich vor Einbruch der Kälte. Doch gibt es auch Arten die als Adulte überwintern, wie den Zitronenfalter - mit einem speziellen Frostschutz ausgestattet sucht er rechtzeitig ein Versteck auf, wo er in Winterstarre ausharrt.
Winterschlaf (durchgehend) und Winterruhe (mit aktiven Phasen) werden von zahlreichen Tieren gehalten, um den Energieverbrauch zu minimieren. So sind etwa Siebenschläfer oder Fledermäuse monatelang nicht zu sehen. Auch eines der interessantesten Tiere der Donau-Auen, die Europäische Sumpfschildkröte, ist im Winter nicht aktiv: Sie gräbt sich am Grunde tiefer Gewässer, die nicht durchfrieren, im Schlamm ein. Dagegen wird etwa das Eichhörnchen immer wieder einmal munter. Es sucht dann Vorratsverstecke auf, die es im Herbst angelegt hat und labt sich an Nüssen und Zapfen, bevor es sich wieder in den Kobel zurückzieht.
Etliche Tiere bleiben aber die gesamten Wintermonate über aktiv und trotzen der Kälte mit einem dichten warmen Pelz oder wasserdichten Gefieder. Generell gilt, wer im Winter dableibt, für den ist auch Nahrung vorhanden – wenngleich in besonders strengen Jahren die Not groß sein kann.
Hirsche und Rehe graben unter der Schneedecke nach Gräsern und Moos oder knabbern an Rinde und Trieben der Gehölze. Auch die Wildschweine wühlen in Schnee und Schlamm nach Fressbarem. Der Biber fällt Bäume, um an die zarten Äste und Knospen der Kronen zu gelangen. Da die Bäume meist ins kalte Wasser stürzen, bleibt die Nahrung zudem viele Wochen konserviert und er kann sich immer wieder bedienen.
Für diverse Waldvögel wie den Kernbeißer gibt es Samen und Früchte im Auwald und auf den Offenflächen. Der Eisvogel jagt an Gewässern, die nicht vereist sind, nach kleinen Fischen. Frieren alle Altarme zu, kann man ihn vermehrt draußen an der Donau beobachten. Der stolze Seeadler zieht über der Flusslandschaft seine Kreise. Dabei ist er aber nicht nur selbst auf Fische und Wasservögel aus, sondern macht auch oftmals anderen Fischjägern wie Kormoranen ihren mühsam erbeuteten Fang streitig.
Viele weitere Vögel kommen aus weiten Teilen Europas gerade in der kalten Zeit eigens an den Donaustrom. Sie nutzen das Gebiet als Zwischenstation auf weiteren Zügen oder weichen hierher aus, wenn ihre Heimatgewässer zufrieren. Denn im Nationalparkgebiet ist der Fluss nicht gestaut und bleibt daher weitgehend eisfrei. Das wissen verschiedene Arten von Enten, Gänsen, Tauchern, Möwen und Reihern zu nutzen. Besonders häufig anzutreffen ist die Stockente, aber auch seltene Arten wie Schellente oder Zwergsäger sind regelmäßig zu beobachten.
In Summe ist es stets von Neuem faszinierend, wie effizient Tiere der rauen Zeit zu trotzen vermögen. Manche von ihnen können wir bei winterlichen Spaziergängen direkt beobachten, bei etlichen Vertretern verraten zumindest Spuren und Fährten ihre Anwesenheit.